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 :: Gesellschaft und Kultur ::

Über Schein und Sein
21.01.2004 | 22:37 Uhr

Wenn man als Politiker seine Aufgabe darin sieht, als Dienstleister des Kapitals dessen Interessen zu vertreten, und damit vollständig vergisst, von wem man denn eigentlich in das Parlament, die Interessenvertretung des Volkes, gewählt wurde, kann es passieren, dass dieser Politiker den Kopf hinhalten muss, weil der Zorn des Volkes über die Auswirkungen seiner Politik zu groß wird. Das "Erscheinungsbild ... lässt zu wünschen übrig", beschreibt die FP diesen Zustand und macht damit ungewollt deutlich, worum es eigentlich geht: um den Schein. Dieser muss stimmen, alles Andere ist egal. Nebenbei bemerkt, war das auch das Erste, was ich bei einer Bewerbungsschulung in der schönen neuen Welt lernen durfte: Mehr Schein, als Sein. Nicht meine wirklichen Kompetenzen, nein, meine Selbstdarstellungsfähigkeiten waren gefragt. Das gilt natürlich auch und erst recht für Politiker. Doch leider holt die Wirklichkeit uns alle irgendwann wieder ein. Spätestens vor unserem höchsten Richter werden wir alle, auch Christdemokraten, unseres Scheins entkleidet. Manchmal aber auch schon früher.

So hat sich der Ministersessel des Herrn Stolpe (67) inzwischen in einen Schleudersitz verwandelt. Jeder Auftritt zum Thema Toll-(Haus)Collect zeigt ihn hilflos und überfordert.
Der "eiserne Hans" Eichel (62) kann zwar nichts dafür, doch der Schein spricht gegen ihn. Bei Geld hört die Freundschaft gewöhnlich auf, und er steht als Finanzminister exemplarisch für diejenigen, die uns das Geld aus der Tasche ziehen.

Die "Gesundheitsreform" scheint zum Schleudersitz für Frau Schmidt (54) zu werden. Nicht nur, dass die Auswirkungen für die meisten von uns erhebliche Belastungen darstellen und für viele den Weg in die Armut bedeuten, ihre Inkompetenz führte zu einem Chaos bei der Umsetzung ihrer "Reform". Ihre unsensiblen Beteuerungen, mit den Resultaten der "Reform" recht zufrieden zu sein, beweist, dass selbst ihre Selbstdarstellungsfähigkeit weit unter der Norm liegt. Der Tote von Hameln könnte ein weiterer Nagel für ihren eigenen politischen Sarg sein.

Auch die Halbwertzeit des Herrn Gerster dürfte inzwischen auf ein Minimum gesunken sein. Ein Mann, der sich scheinbar sogar beim Einkauf des Toilettenpapiers für seine Behörde beraten lassen muss, scheint nie die nötige Kompetenz besessen zu haben. Das Schicksal von Herrn Schily (71) ist noch ungewiss. Die Kritik von Müntefering zu seiner selbstherrlichen Attacke gegen das Bundeskriminalamt und auch sein hohes Rentenalter sollten allerdings für ihn ein Grund sein, den Schein zu wahren.

So katastrophal diese Bilanz im Superwahljahr 2004 für unseren Kanzler auch sein mag, viele würden es sicher begrüßen, wenn die o.g. Personen keinen Einfluss mehr auf die Politik hätten. Die Namen potentieller Nachfolger werden schon gehandelt, doch geht es denn hier um Personen? Geht es nicht viel mehr um eine bestimmte Politik? Es läuft auf eine bloße Verwirrung und Irreführung der Massen hinaus, die bekannten Dienstleister des Kapitals von der politischen Bühne zu entfernen und durch irgendwelche farblose Nachfolger zu ersetzen. Auch sie können nur willige Strohmänner derselben Politik gegen die Massen sein, während das Kapital hinter den Kulissen weiterhin als Drahtzieher wirkt und sich so der Konfrontation mit den Massen entzieht.



Leser-Kommentare:

Anonym: Die Alten sagen: Wir taten. Die Jungen: Wir tun. - Die Dummen: Wir m�chten. - Patanti - www.tiptopag.de
(
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25.05.2004, 18:32 Uhr)

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