Analphabetismus

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Analphabetismus ist die Unfähigkeit, Lesen und Schreiben bzw. einen gedruckten Text verstehen zu können. Dabei unterscheidet man zwei Formen von Analphabetismus: primärer und sekundärer Analphabetismus.

Als primärer Analphabetismus wird die Unfähigkeit bezeichnet, eigene Muttersprache in ihrer gedruckten Form lesen zu können, aufgrund des völligen Fehlens bzw. nur unzureichender Schulbildung. Diese Form von Analphabetismus keimt meist in einem mangelhaften sozialen Umfeld. Am stärksten betroffen sind die Länder der Dritten Welt. Laut Schätzungen der UNESCO gibt es rund 1 Milliarde Menschen auf der Welt, die nicht lesen und schreiben können, fast zwei Drittel davon sind Frauen.

Unter sekundärem Analphabetismus versteht man ein Phänomen des Verlustes einst erworbener Fähigkeit infolge des unzureichenden Kontakts mit gedruckten Texten. In erster Linie sind es nicht die motorischen Schreib- und Lesekenntnisse, sondern die Fähigkeit, einen gedruckten Text verstehen zu können. Von dem Problem des sekundären Analphabetismus sind insbesondere die Länder der Industrienationen betroffen. Die Hauptursache dafür liegt im übermäßigten Konsum visueller Medien.

Österreichische Akademie der Wissenschaften formuliert das Problem so: "Diese Menschen können das in der Schule erworbene Wissen nicht anwenden. Sie haben Schwierigkeiten beim Verstehen von Rundfunknachrichten, beim Lesen von Gesetzestexten oder Beipackzetteln, sie können keine Eingaben schreiben aber auch Medien wie Fax und Internet nicht nutzen. Eine weitere vom Analphabetismus bedrohte Gruppe stellen sprachliche Minderheiten dar, deren Angehörige oft weder in ihrer Muttersprache noch in der Zweitsprache über ausreichende Sprachfähigkeit verfügen."

Vier Millionen Analphabeten in Deutschland: das bedeutet bei 80 Millionen Einwohnern, von denen 19% bei durchschnittlich 78 Jahren Lebenserwartung unter 15 Jahren sind und per Definition nicht in die statistisch auszuwertende Zielgruppe gehören, dass der übrige Prozentsatz der erwachsenen Bevölkerung zu 6% aus Analphabeten besteht. Das heißt, jeder siebzehnte erwachsene Deutsche kann entweder gar nicht lesen und schreiben oder hat Schwierigkeiten, einfachste Texte zu verstehen.

Weitere Zahlen

"Hinweise auf die Ausprägung dieses Problems erbrachte auch eine 1994 von der OECD durchgeführte Vergleichsstudie über das Leseverständnis Erwachsener: In der Bundesrepublik waren dabei rund 14 Prozent der Teilnehmer nicht in der Lage, Aufgaben der untersten Leistungsstufe zu bearbeiten, bei denen Fragen zu einem einfachen Text beantwortet werden mussten.

Zum Vergleich: In Schweden wurden dieser Gruppe lediglich etwa 7 Prozent der getesteten Bevölkerung und in den Niederlanden rund ein Zehntel zugeordnet. Am schlechtesten schnitten allerdings die USA und Polen ab: Dort konnten 20 bzw. 40 Prozent der Testpersonen die Aufgaben nicht lösen."

Wolfgang Kramer: Funktionaler Analphabetismus, Beiträge des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zur Gesellschafts- und Bildungspolitik Nr. 214

Siehe auch