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Gastbeitrag: Helmut Goerke |
Kreationismus ist ein religiöser Fundamentalismus mit bigotten
Wurzeln in England, der Begriff geht Anfang der 20er Jahre auf
Harold Clark zurück. Die Kreationisten sehen den biblischen
Schöpfungsglauben durch die Naturwissenschaften bedroht, jeder wahre
Christ muss Darwins Evolutionslehre ablehnen. Die ohne Irrtümer und
innere Widersprüche überlieferte Bibel ist die ewige Wahrheit und
göttliche Offenbarung, ihr Weltbild ist statisch und kann unbegrenzt
in die Zukunft projiziert werden. Die Erde ist immobil und flach
(Psalm 104:5), Kontinente und Meere waren immer wie heute, Lebewesen
und Rassen immer wie von Gott geschaffen. Die Tiere sind immer nur
ausgestorben, eine Evolution durch Anpassung ist ausgeschlossen.
Alle Monotheistischen Religionen pflegen das fatale Dogma, dass nur
Gläubige gegen Gebühr gute Menschen sind, während alle Anderen
schlecht und irgendwie auszurotten sind.
Die führenden christlichen Kirchen haben 1996 die Evolution als
mit der Bibel vereinbar anerkannt, wodurch die Kreationisten einen
Zweifrontenkrieg gegen Kirche und wissenschaftliche Erkenntnis
führen. Das zwingt zu wissentlich falschen Aussagen, verdrehten
Fakten, zu Referenzen von wissenschaftlichen Magazinen, die nicht
existieren und zu Nennung von Autoren, die nie etwas geschrieben
haben. Die verbreitete Internetpräsenz fundamentalistischer Sekten
belegt ein lukratives Geschäft, zumal die Verbreitung über 20 fromme
Satellitenkanäle nicht gerade billig ist. Der Religionsfanatiker und
Jurist C. Merl aus Augsburg hat öffentlich den Satz verkündet "die
Einwohner von Sodom und Gomorra hatten gesündigt, waren für Gottes
Experiment nicht mehr zu gebrauchen und deswegen zur Vernichtung
freigegeben". Auf dieser biblischen Tradition basierte der
Rassenwahn der Nationalsozialisten, wer fest an die Partei glaubt,
ist gut, edel, treu und heldenhaft. Alle Nichtgläubigen sind dagegen
nur Untermenschen und zu vernichten.
Ein Grippevirus benötigte nur 4 Tage zur Mutation durch Zufall,
um gegen den neuen Wirkstoff OSELTAMIVIR resistent zu sein, welcher
eigentlich seine Verbreitung verhindern sollte. Von allen Primaten
ist das Erbgut des
Schimpansen dem modernen Menschen am nächsten und unterscheidet
sich nur um 1,6 %, das ist deutlich weniger als zwischen
Afrikanischen und Indischen Elefanten. Das Erbgut des vor 30.000
Jahren ausgestorbenen Neandertalers weicht um einen höheren Wert ab.
Das erste bekannte Auftreten des modernen Menschen als "Omo 1"
Fossilien in Äthiopien liegt 195.000 Jahre zurück. Die 1997 und 2000
untersuchte mitochondriale Neandertaler-DNS war vor 0,5 Millionen
Jahren noch gemeinsames Erbgut mit dem modernen Menschen. Vor etwa
4,5 bis 7 Millionen Jahren gab es nach den Fossilienfunden wie etwa
in Mille in Äthiopien einen aufrecht gehenden Affenmenschen und
davon abstammend mehrere Menschenarten. Durch einen vererbten
DNA-Kopierfehler auf dem Y-Chromosom der Männer konnte die
Abstammung der Europäer, Asiaten und Nordamerikaner über 2.000
Generationen zurück verfolgt werden auf einen noch heute in Kirgisen
siedelnden Stamm.
Es gab viele Quellen stark unterschiedlicher Qualität über einen
Messias in Aramäisch als internationale Sprache der Zeitenwende wie
das Nazaräer Evangelium, das Hebräer Evangelium, das Evangelium der
Zwölf oder einzelne Jesus-Logien, die alle nicht in die Bibel
aufgenommen wurden. Die Evangelisten haben ab 100 A.C. ihnen
bekanntes Material und Hörensagen zusammengedichtet und im
griechischen Text persönliche Akzente gesetzt, um für sie
Unverständliches zu erklären. Die Auferstehung Christi als zentrales
Dogma der Christenheit wurde dazugeschrieben, im ältesten Bibeltext
wurde nur von einem leeren Sarg berichtet. So ist es auch mit den
heiligen drei Königen und deren namentlicher Nennung. Die Teilung
des roten Meeres durch Moses ist ein simpler Übersetzungsfehler, im
alten Text ist von einem Schilfmeer die Rede. Bereits der von Papst
Damasus I beauftragte Bibel-Verfasser Hieronymus schrieb seinem
Auftraggeber, dass in den vielen differierenden Lesarten schwerlich
die Wahrheit anzutreffen ist.
Nach der Erhebung zur Staatsreligion im Jahr 380 A.C. hat die
Kirche systematisch alte urchristlichen Schriften verbrennen lassen
und Unterlagen zu vernichten gesucht, die den damals geltenden
Dogmen zuwiderliefen wie etwa die Schriften des "Origenes" oder die
gesamte Bibliothek in Alexandria. Die im Jahr 392 A.C. durch
Übersetzung entstandene "Vulgata" wurde 1590 wurde unter Papst
Sixtus V. als neue authentische Bibel "Editio Sixtina" herausgegeben
und kirchenamtlich für "fehlerlos" erklärt. Tatsächlich war sie
voller Fehler, wurde von der Kirche notgedrungen unterdrückt und
1592 unter Papst Klemens VIII durch die fehlerlose "Editio
Clementina" ersetzt. Auch sie enthielt wiederum viele Fehler und
wurde erneut ersetzt. Die Rede von einer gefälschten Bibel ist
weitaus zutreffender als die kirchliche Behauptung des Gegenteils.
Warum die Kirche die Bibel zeitweilig auf den Index der verbotenen
Schriften gesetzt und den
Besitz bei Todesstrafe verboten hatte, ist wie vieles andere
auch nicht mit der ewigen Wahrheit vereinbar.
Besonders in den USA hat religiöser Fanatismus Absurditäten
produziert, wie etwa den Affenprozess gegen den Lehrer Scopes, der
trotz Verbot Darwins Evolutionslehre im Unterricht erwähnte und zu
einem Monatslohn Strafe verurteil wurde. In Kansas verlor
Biologielehrer Stan Roth seinen Job, er bezeichnet die
kreationistische Erklärung über den Ursprung des Lebens als
unwissenschaftlich und weigerte sich, es so zu unterrichten.
Daraufhin machte die Schülerin Anna Harvey Front gegen den
angesehenen Pädagogen, der nach 40 Jahren Schuldienst entlassen
wurde. In den USA erfolgte 1986 die strikte Trennung von Kirche und
Staat mit dem Verbot, Religion und Kreationismus zu unterrichten.
Darauf haben die religiösen Aktivisten das Aushängeschild gewechselt
und betreiben "Intelligent Design" unter dem Deckmantel einer
Wissenschaft ohne Reizworte wie Gott oder Schöpfung. Diese
Wissenschaft beruht gemäß den Kreationisten auf strengster innerer
Redlichkeit, die Herkunft und Entwicklung des Menschen ist durch den
"Creator" zweifelsfrei gegeben und wissenschaftlich nicht
nachvollziehbar. Ziel ist den ersten Zusatzartikel der
USA-Verfassung zu unterlaufen und Religion als "Wissenschaft"
getarnt wieder im Schulunterricht zu etablieren.
Die Glaubenskrieger geben nicht auf und erringen eine Reihe von
Siegen. Die kalifornische Schulbehörde wird in den 90er Jahren zu
225.000 US$ Schadensersatz verurteilt, weil sie dem "Institute for
Creation Research" die Wissenschaftlichkeit abspricht. 1995 werden
Schulbücher in Alabama mit Stickern beklebt, nach denen die
Evolution "eine umstrittene Theorie ist, die nicht als Tatsache
angesehen werden darf". In Kentucky müssen Buchseiten zum Thema
"Urknall" überklebt werden. In Louisiana und Arizona müssen Lehrer
vor Lektionen über Darwins Lehre Warnungen verlesen. In Dover County
wird moderne Biologie nur noch mit Warnhinweisen verabreicht, die
Evolutionslehre sei nur eine mit "Lücken und Problemen" behaftete
Theorie. Als besonderer Erfolg zählt 1999 das Verbot durch die
Schulbehörde von Kansas, im Unterricht Evolution und Urknall in
staatlichen Leistungsprüfungen abzufragen oder zu erwähnen.
Bis zu 55% aller Amerikaner glauben fest an die biblische
Schöpfung und nur 35% halten die Evolutionslehre für
wissenschaftlich fundiert. Studenten ausgestattet mit
Schmalspurwissen und Aberglauben haben Probleme an den bekannten
Eliteuniversitäten. Für Wissenschaftler ist das Leugnen von
Datierungsergebnissen, die sequentielle Existenz der Arten in
Fossilien, die genetische Evolution usw. fatal für Beruf und
Karriere und nicht durch schlichte Einfalt zu kompensieren.
Überzeugte Kreationisten wie Glenn Morton, die als Seismologen und
Geologen ihr Geld verdienen, haben nach wenigen Jahren den
religiösen Unsinn hinter sich gelassen. Kongressmitglieder wie
William J. Bryan und Tom Delay behaupten, Darwins Lehre sei schuld
am Drogenproblem, der Kriminalität, an 100 Millionen Toten in den
Weltkriegen, den Schiessereien in den Schulen und dergleichen mehr.
Hingegen steht Kreationismus für gute Regierung, echtes
Familienleben und wahre Wissenschaft. Der bekannteste Vertreter der
schlichten Einfalt bei reduziertem IQ ist der Präsident Georg W.
Bush jun. Sein Vorgänger Ronals Reagan stand ihm in nichts nach, vor
wichtigen Entscheidungen suchte er immer einen Wahrsager auf. Mit
135 Millionen US$ an Zuschüssen wurde eine Warnschrift an den
US-Schulen verteilt, nach der Mädchen schwanger werden, wenn sie
Jungen nur in den Schritt fassen, AIDS wird schon durch Berührung
übertragen und Kondome führen in 30% der Anwendung zur
Schwangerschaft (in Realität sind es unter 2%).
Große Teile der US-Bevölkerung können nicht zwischen
Wissenschaft und
Pseudowissenschaft unterscheiden. Dies geht aus den "Science
and Engineering Indicators 2002" der "National Science
Foundation" hervor. Obwohl der weitaus größte Teil der Bevölkerung
vorgibt, sich für Themen aus Wissenschaft und Technik zu interessieren,
ergibt sich daraus keinerlei vertiefte Kenntnis. Nur 54% der Befragten
wussten, dass die Erde 1 Jahr benötigt die Sonne zu umkreisen. Nach
einer Gallup-Umfrage von 2004 glauben 45% aller Amerikaner, dass
Gott die Menschen in den letzten 10.000 Jahre zusammen mit den Dinosauriern
geschaffen hat. Nur 1/3 der US-Bevölkerung ist fähig die Vorgehensweise
einfacher wissenschaftlicher Untersuchungen zu erläutern. Zu diesem
Bild der schlichten Einfalt passt auch, dass 7% der Amerikaner totale
Analphabeten sind und weitere 8% allenfalls den eigenen Namen
schreiben können. In der Summe an ungebildeten Idioten entspricht
das etwa der Bevölkerung von Spanien oder Frankreich oder England.
Die modernen Methoden der Datierung von Fossilien durch den
Zerfall von Nukliden mit Halbwertzeiten von 1.000 bis 5 Millionen
Jahren, durch Dendrologie, durch Kalkbildung in Sedimenten, durch
Nachweis seltener Spurenelemente, durch Röntgen-Luminizens, durch
Eisbohrkerne aus Grönland und der Antarktis, durch eingeschlossene
perfekt erhaltene Insekten und Samen im Bernstein sind für
Kreationisten alle falsch. Als pseudowissenschaftliche Begründung
muss jede Uhr eine Feder haben, die immer wieder aufgezogen werden
kann. Hätte die Erde ein Alter von weniger als 10.000 Jahren und
nicht 4,5 Milliarden Jahren, dann müssten an die 40 schnell
zerfallende Nuklide in großen Mengen nachgewiesen werden können,
aber nichts dergleichen. Die Kreationisten behaupten wie immer ohne
jeden Beweis, der radioaktive Zerfall, der heute mit etwa 2%
Genauigkeit bekannt ist, würde nicht konstant verlaufen.
Fossilien in geologischen Schichtungen wie die Saurier wurden von
Gott Angelegt, um uns zu verwirren und unseren Glauben zu prüfen.
Eine biblische Erwähnung gibt es nicht. Wenn Fossilien von Saurier
nur in bestimmten geologischen Schichtungen gefunden werden, hat das
nichts mit deren Aussterben vor 65 Millionen Jahren zu tun, sondern
ist nach "EVOLUTION FACTS INC, Tennessee" darauf zurückzuführen, das
sie sich schneller laufend als andere vor der Sintflut in Sicherheit
bringen wollten. Versteinerte Fußspuren in Glenn Rose und Antelope
Springs beweisen nach Auslegung der Kreationisten die gemeinsame
Existenz von Menschen und Sauriern. Saurier, die zufällig die
Sintflut überlebt haben, sind danach ausgestorben, weil auf
Jahrzehnte Vulkanismus jegliche Sonneneinstrahlung auf der
Erdoberfläche blockierte. Wie dann die 100 Millionen anderen Arten
zusammen mit den Menschen diesen Vulkanismus ohne Nahrung überdauert
haben, das verraten die Kreationisten nicht.
Das Licht der Milliarden Lichtjahre entfernten Sterne erreichte
die Erde sofort nach der Schöpfung, weil Gott es am ersten Tag in
Erdennähe schuf. Alles Licht älter als 6.000 Jahre ist nur eine Art
Filmvorführung Gottes. Dr. Russell Humphreys vom ICR (Institut of
Creation Research) änderte mit von ihm postulierten "weißen Löchern"
im Universum Einsteins Relativitätstheorie derart, dass die
Lichtgeschwindigkeit kein konstanter Wert ist und alle darauf
basierenden Erkenntnisse falsch sind. Wir können das wirkliche Licht
ferner Sternen nicht sehen und somit auch nicht untersuchen. Wegen
der erdnahen Schöpfung des Lichts gab es bereits Pflanzen auf der
Erde, bevor die Sonne existierte. Die Krater von Mond und Mars und
die Ringe des Saturn sind nach Dr. Henry Morris vom ICR sichtbare
Schäden aus dem Kampf zwischen Satan und Erzengel Michael. Das ist
wie Kaffeesatzlesen auf dem geistigen Niveau von Superman und
Spiderman. Seitdem das ICR sogar Doktortitel als "Kämpfer für das
Christentum" vergeben kann, ist ein Titel auch für Dr. Donald Duck
möglich geworden, repräsentiert er doch die heile US-Familie.
Man kann die alten Bibeltexte von Genesis und Sintflut nur im
Kontext mit dem jeweiligen Weltbild sehen. Die Erdenscheibe schwimmt
auf dem Urmeer, darüber sind die Firmamente wie Käseglocken gestülpt
und daran die Himmelskörper aufgehängt. Zur Sintflut hat Gott die
Bodenventile der Erdenscheibe geöffnet und sie ist tief im Urmeer
versunken. Danach ist sie wieder aufgetaucht und alles Leben auf der
Erde, ausgenommen das in der Arche Noah, war vernichtet. So erklären
die Kreationisten auch die Milliarden an Versteinerungen von
Meerestieren in den Wüsten und selbst auf Bergen wie auf dem 700 m
hohen Zentralplateau von Saudi Arabien, die alle während der 10
Sintflutmonate entstanden sein sollen und nicht in Realität als
Meeresboden vor etwa 15 Millionen Jahren.
Der Grieche Erathostenes (275 - 194 B.C. aus Kyrene) hatte
bereits recht genau den Umfang der runden Erde berechnet, einen
Kosmos mit Kugeln als Planeten postuliert und einen Sternenkalender
mit 675 Positionen erstellt, konnte folglich das Sternenlicht sehen.
Er war der dritte Bibliothekar der von Ptolemaios gegründeten
Bibliothek in Alexandria. Die Verbreitung derartiger Erkenntnisse
war mangels Druck- und Kopierverfahren gering, nur ganz wenige
Menschen konnten überhaupt lesen und noch weniger schreiben. Vieles
von dem wenigen Wissen ging durch den Brand der ersten Bibliothek in
Alexandria im Jahre 48 B.C. verloren. Die wieder aufgebaute
Bibliothek wurde 391 A.C. endgültig von den Christen der Amtskirche
in Rom zerstört.
Ob seine Sprache überhaupt zwischen diversen Dingen unterscheiden
kann, bestimmt offensichtlich, wie der Mensch die Realität seiner
Umwelt wahrnimmt und wiedergibt. Keine Sprache kennt Begriffe für
Dinge, die in der Umwelt und Mythologie nicht vorkommen. Die
belgischen Flamen der Neuzeit hatten eine eigene Kommissionen
gegründet, um ihren alten holländischen Dialekt durch blinde
Erfindung neuer Kunstworte etwa für Atomspaltung, Computer und
Relativitätstheorie auf "modern" zu trimmen. Es gibt heute noch
Indianerdialekte wie den der Piraha, die keine Zahlworte kennen und
in deren Begriffswelt Vergleiche wie "mehr als", "weniger" und
dergleichen unbekannt sind.
Menschen und Tiere auf der Unterseite einer Kugel mit dem Kopf
nach unten hängend, so etwas gibt es nicht. Was kann ein
schreibender religiöser Eremit im Zweistromland über Ebbe und Flut
wissen, über Seebeben, Zyklone, Gletscher, die Eiskappen der Pole,
die langsame Versalzung von Kulturland usw. Was könnte er schreiben
über die Berge des Himalaja und der Anden, die ohne künstliche
Beatmung langfristig nicht zu besteigen sind oder die Biotope des
Regenwaldes im Amazonasdelta, welche ohne jeden Humus trotz immenser
Regenmengen Millionen von Tierarten und einzigartige Lebensräumen
hervorbringen. Typische Vertreter sind Hunderte von Kolibriarten,
die mit speziellen Schnabelformen auf wenige Blüten als Nahrung
angewiesen sind. Sie sind Unfähig, im Körper Energievorräte für mehr
als einen Tag anzulegen und verhungern ohne ihre ständig verfügbare
Spezialnahrung umgehend.
Die Verfasser der Bibel hatten keine Vorstellung über die Dauer
der Menschwerdung, die extrem langsame Entwicklung von Kulturen und
Techniken und verfügten über keine zuverlässige Zeiteinteilung. Bis
zum heutigen Verständnis des Vulkanismus galten zum Beispiel die
exakten Aufzeichnungen von Plinius dem Jüngeren über den
Vesuvausbruch im Jahre 79 A.C. als reine Phantasie, weil die genaue
Beschreibung pyroplastischer Ströme nicht nachvollziehbar war. Im
Mittelmeerraum hat es damals keine Äpfelbäume gegeben, die von Eva
im Paradies gereichte Frucht der Erkenntnis war - wenn überhaupt -
eine Feige. Zur bekannten Welt der Bibelverfasser gehörten wenige
Tiere einer Halbwüste wie Ziege, Schaf, Esel, Kuh, Kamel, Hund,
Katze, Huhn und einige Vögel. Adam und Eva kamen bekleidet aus dem
Paradies, haben ihren Bauernhof bewirtschaftet und mit Ochsen die
Felder bestellt. Ihre Kinder bauten bereits feste Häuser oder
wohnten in Zelten aus gewebten Stoffen, spielten Flöte und Zither,
haben Erze und Eisen geschmiedet und kannten gemäß den Zeichen
ägyptischer Artefakte die Schrift. Die komplexe menschliche
Zivilisation ist in nur einer Generation buchstäblich vom Himmel
gefallen.
In Realität haben die Frühmenschen Millionen Jahre als nomadisierende
Clans von Jägern und Sammlern überlebt, haben Raubtieren die Beute
abgejagt, in Höhlen Schutz gesucht, wurden als Fischer sesshaft,
haben erste Laubhütten gebaut, begannen Feldfrüchte und Wildtiere
zu domestizieren, haben erste Siedlungen befestigt und sind mit
Erfindungen wie Feuer, Rad, Pflug, Keule, Speer, Pfeil mit Bogen,
Schleuder und Keramik sowie der Vorratshaltung in der Jungsteinzeit
angekommen. Erste Steinwerkzeuge aus Gona in Äthiopien sind bereits
2,6 Millionen Jahre alt. Auf dem sehr langen Weg gab es hoch entwickelte
Kulturen, wie die Felsenmalereien in Südfrankreich, Spanien und
der Sahara belegen. Die frühesten menschlichen Siedlungen in Palästina
mit noch ungebrannter Keramik sind weit über 12.000 Jahre alt. Auf
die Steinzeit folgte die Kupferzeit, die Bronzezeit mit der Sintflut,
die Eisenzeit und die Moderne mit Altertum, Mittelalter und Neuzeit.
Eine so lange Entwicklung ist nicht in Einklang zu bringen mit den
77 biblischern Generationen zwischen Schöpfung und Messias, deren
Lebenszeit auf über 900 Jahre gestreckt wurde. Spielereien mit der
Zahl 7 sind mythischer Klimbim der monotheistischen Religionen.
Der
Ötzi der Tiroler Alpen ist etwa 3300 B.C. kurz nach der Schöpfung
als "Zeitgenosse" Adams an einem Pfeil gestorben, war
winterfest in Leder und Pelz bekleidet und besaß Geräte wie Kupferaxt
und Kupfermesser. Seine Existenz und die seiner Zeitgenossen und
Mörder 4.000 km vom Paradies entfernt sprengt das biblische Weltbild
ebenso wie die steinzeitliche Besiedlung der Gegend um den Vesuv
3 m unter der historischen Schicht von Pompeji.
Eine Landschaft 10 Monate lang Tausende Meter unter Salzwasser
ist auf Jahre unfruchtbar. Grundwasser und Quellen sind ungenießbar
und alle im Süßwasser lebende Tiere tot. Außer dem Albatros können
Vögel nicht Monate über Wasser im Flug leben und schlafen, sie
verhungern oder ertrinken. Was nach der Flut auf dem Land wächst,
ernährt allenfalls Schafe. Dass die Luft ein Gasgemisch ist, nur
begrenzt Wasserdampf lösen kann und dafür erhebliche Energiemengen
notwendig sind, wurde nicht einmal geahnt. Also waren Sturm, Donner,
Blitze, Regen und Nebel immer ein göttliches Ereignis und zugleich
Strafe oder Belohnung. Mond- und Sonnenfinsternisse, Kometen und
Asteroiden waren immer Strafen Gottes für menschliches
Fehlverhalten, welches die Priester definierten. Es gab in allen
Glaubensgemeinschaften viele 100% sichere Endzeitszenarien, keine
ist je eingetroffen. Das Nachsehen hatten immer nur die Idioten wie
etwa die "Zeugen Jehovas", die willig ihren gesamten Besitz dem
Endzeitverkünder überlassen haben.
Biologische Populationen brauchen zur gesunden Vererbung einen
breiten Genpool, ein einzelnes Paar hat durch Inzucht viele
geschädigte Nachkommen. Kain kann seine biblischen Kinder nur mit
einer Schwester oder seiner Mutter Eva gezeugt haben, gemäß Moses
eine schwere Sünde. Erste Kulturen haben bereits Rituale und Tabus
entwickelt, durch welche Inzucht innerhalb der Familie vermieden
wurde. Im Mittelalter gab es in den Alpentälern sehr häufig
behinderte Inzuchtkrüppel. Jede Population braucht in der Vererbung
3% bis 12% an Mutationen. Bei zu wenig stirbt sie mangels
Anpassungsfähigkeit an immer neue Bedingungen aus, bei zu viel geht
die Identität der Rasse verloren. Eine Entwicklung aller Tiere und
Menschen aus jeweils nur einem Paar funktioniert nicht.
Nach dem irischen Bischof Ussher um 1650 A.C. war die göttliche
Schöpfung am 28. Oktober 4004 B.C. vollendet und die Sintflut fand
1490 B.C. statt. Ein Rabbi Schwarz nennt in seinem Werk "Torah Views
on Science and its Problems" das Schöpfungsjahr 3773 BC., andere
"Experten" haben unterschiedliche Ergebnisse berechnet. Alle berufen
sich auf eine willkürlich zusammengestoppelte Bibel als absolute
Quelle, denn Gott lügt nicht. Seit der Schöpfung wachsen die Gebirge
jährlich um etwa 2 Meter und haben erst in der Neuzeit damit
aufgehört, sonst hätte Noahs Arche auf einer 9 km hohen Flutwellen
schwimmen müssen. Die religiösen Fanatiker um Herrn Morrison suchen
bereits mit der 13.ten Expedition nach der Arche Noah am Berg
Ararat. Die dort von Dr. Charles Willis gefundenen eindeutigen
Beweise mit genauen Photos der biblischen Arche konnten später
zurück verfolgt werden auf einen Aprilscherz der "Kölnische
Illustrierte Zeitung" vom 1. April 1933.
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Abb. 1
Rekonstruktion des mittleren Temperaturverlaufs der
Nordhalbkugel während der letzten 10.000 Jahre (Holozän).
Bild:
Wikipedia (GNU-FDL), Quelle: Schönwiese, Christian-Dietrich:
Klima im Wandel, Tatsachen, Irrtümer, Risiken;
Deutsche-Verlags-Anstalt GmbH, 1992 |
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Erdbeben und Flutwellen treten im östlichen Mittelmeer häufig
auf, wie 1628 B.C. die Insel Santorin und Kreta mit dem Untergang
der Minoischen Kultur, danach 1430 B.C. nochmals Kreta, im Jahre 440
B.C. Sparta, um 300 A.C. Alexandria und 1556 A.C. Konstantinopel mit
Vernichtung der Osmanische Flotte - um nur einige zu nennen. Die
Dendrologie zeigt für zehn Jahre nach der Katastrophe von Santorin
kein Wachstum der Bäume, derart kalt war das Klima im Mittelmeerraum
und die Ernten schlecht. Die Gegend um das Tote Meer in Verlängerung
des ostafrikanischen Grabenbruchs ist geologisch besonders instabil,
der geschichtliche Ort Numera am östlichen Ufer wurde um 2350 B.C.
von einem Erdbeben total zerstört. In der Zeit um 2216 B.C. gab es
weltweit eine starke Klimaverschlechterung mit Kälte und geringen
Niederschlägen, in Folge sind im Sudan und südlichen Ägypten riesige
grüne Grassteppen zu Wüsten vertrocknet und lokale Kulturen
untergegangen. Die Katastrophe fällt zusammen mit dem Untergang der
6.ten Dynastie der ägyptischen Reiche, aus dieser Zeit wurden im
Norden Ägyptens Gräberfelder mit Tausenden von Hungertoten gefunden.
Diese Katastrophen finden in der Bibel keinerlei Erwähnung, obwohl
die Verhältnisse im östlichen Mittelmeerraum nach Funden in Israel
überall gleich schlecht waren und auch dort ganze Landstriche
entvölkert wurden. Wie instabil das Klima der letzen 10.000 Jahre
war, zeigt folgende Graphik (Abb. 1). Den Bibelverfassern waren diese
Vorgänge vollkommen unbekannt und wurden allenfalls gedeutet.
In der Zeit der Römer und Karthager hatte sich die Technik des
Schiffbaus gegenüber der Sintflutzeit erheblich entwickelt, man
konnte bereits Galeeren von 40 m Länge und 5,50 m Breite mit bis zu
200 t Verdrängung zimmern. Die Decks hatten eine Tragfähigkeit um
200 kg/m² wie im modernen Eigenheim. Allerdings waren die Deckbohlen
zur Lastverteilung mangels Technik nicht mit Nut und Feder
verschränkt, sondern nur ausreichend dick und schwer. Je nach Ausbau
und Aufbauten waren für eine römische Galeere bis zu 2.000 Bäume als
Schnittholz notwendig, der größte Teil davon endete als Holzkohle.
Manch antike Schlacht wurde mit bis 600 Galeeren geschlagen, dazu
wurden wie in Spanien ganze Landstriche abgeholzt. Das technische
Problem war die kraftschlüssige und biegesteife Verbindung von
tragenden Holzbalken ohne Metall bei Längen über 5,50 Meter oder dem
längsten gewachsenen Stamm. Selbst 3.000 Jahre später in den Loire
Schlössern des Mittelalters sind die großen Räume noch unter 6 m
breit und haben tragende Deckenbalken in einem Stück. Größere Säle
wie der in Versailles und Schönbrunn haben dagegen sehr hohe
Deckengewölbe und darunter nur eine extrem leichte abgehängte
Decken.
Eine von den Kreationisten erträumte Arche soll 135 * 23 * 13
Meter (Länge * Breite * Höhe) gehabt haben und stützt sich auf
biblische Angaben. Das zeigt totale Unkenntnis in der Statik und von
Holz als Werkstoff ohne Stahl. Um dieses Schiff mit Tieren bis 6
Meter Höhe und 5 Tonnen Gewicht zu beladen, gäbe es höchsten 2 Decks
mit maximal 7.000 m² Stellfläche. Das steht im Gegensatz zu den 3
Etagen der biblischen Arche. Damit die schweren Tiere ins unterste
Deck laufen können, ist eine begehbare Rampe von 15% Steigung mit
etwa 100 m Länge notwendig. Bleiben die sehr schweren Tiere dagegen
auf dem oberen Deck und bewegten sich, dann kentert die Arche
sofort, zumal ein Schiff ohne Antrieb hilflos Wind und Wellen
ausgeliefert ist. Die Stürme auf dem Mittelmeer sind nicht zu
unterschätzen, sie haben manche Yacht in fester
Kunststoffverbundbauweise zu Kleinholz zerlegt und viele große
Fährschiffe bei Maschinenausfall wie etwa in Livorno direkt vorm
sicheren Hafen versenkt.
Noah hat im Alter von 600 Jahren mit 3 Söhnen und Frauen auf
göttliche Weisung die Arche gebaut, in der 100 Millionen Tierarten
aus der ganzen Welt Platz fanden, ganz abgesehen davon, dass 99%
aller Arten nur in den tropischen Regenwäldern vorkommen. Die
religiösen Fanatiker haben nur 21.600 Tierarten gezählt, die nach
der Bibel in 7 Tagen mit 2 Minuten je Art in die Arche verladen
wurden. Ein Volumen von weit über 50.000 m³ Holz bei Deckenlasten
bis 2.000 kg/m² wären für diese Arche notwendig, der Bau hat aber
nur wenig Zeit beansprucht. Allein fällen, transportieren und
zuschneiden von über 25.000 harten Zedern hätte Noahs 600 Jahre
komplett ausgefüllt. Natürlich hatte die Arche genug Futter und
Trinkwasser für Tiere und Menschen, um 320 Tage autark auf See zu
überleben. Das göttliche Urmeer hatte Salzwasser; Skorbut, Fäulnis,
Vitaminmangel, Pilz- und Bakterienbefall hat Gott verboten, da man
viele Tausend Kubikmeter Vorräte weder konservieren noch nachzüchten
konnte. Und er hat dafür gesorgt, dass die großen Tiere nicht in
Panik ihre Holzverschläge zerlegen und übereinander herfallen. Kein
schweres Tier oder schneller Läufer kann ohne gesundheitliche
Dauerschäden an Beinen und Gelenken 10 Monate im engen Käfig
eingepfercht bleiben.
Allein die 8 Elefanten in 4 Arten, Deinotherium, Stegodon,
Mastodon, Mammut, Nilpferde, Nashörner, Wollnashorn, Höhlenbär usw.
brauchen für die Reisedauer täglich über 3 Tonnen Grünfutter oder
1.000 Tonnen entsprechend 400 Pferdefuhrwerken und produzieren etwa
250 Wagenladungen Mist. Tausende Huftierarten wie Wildpferde,
Giraffe, Okapi, viele Gnuarten, diverse Antilopenarten, Lama,
Alpaka, etwa 120 Känguruarten, Diprotodon, diverse Büffelarten,
Steppenbison, tibetanisches Jak, Bison, Wisent, Wapiti, arktische
Moschusochsen, Karibu usw. brauchen täglich weit über 25 Tonnen Heu
oder Blattwerk, wobei nicht jedes Tier jede Pflanze frisst bzw.
viele Tiere sehr spezielle Pflanzen wie etwa Renntiermoos brauchen.
Das sind vielfach Pflanzen, für die es in der Sprache der
Bibelschreiber nicht einmal Namen gab. Diese Futtermengen in einer
Halbwüste zu ernten und zu bevorraten, in der allenfalls Ziegen und
Kamele mühsam ihre Nahrung finden, ist unmöglich und auch in
Jahrzehnten mit vielen Ernten nicht zu schaffen.
Die Koalas in der Arche haben von Noah nur frischen Eukalyptus
bekommen, die Seidenraupen nur frische Maulbeerblätter und die
Pandas nur frischen Bambus, das Futter wird bei einer Lagerung
länger als 3 Tage ungenießbar, und die Tiere verhungern. Beides
wächst nicht am Mittelmeer und wurde täglich von Noah-Airlines
direkt aus Fernost eingeflogen, zusammen mit dem speziellen Futter
für andere schwer zu haltende Tiere, wie etwa diverse Affenarten aus
Madagaskar, Neu-Guinea usw., die nur von tropischen Früchten und
Nüssen leben. Mit Hilfe von Noah-Airlines wurden auch die 1.200
Schmetterlingsarten von Costa Rica vor Ort eingefangen, versorgt und
direkt zur Arche geflogen, erfreuen doch deren Nachkommen noch immer
die Menschen.
Andere Kreationisten, wie etwa Kenn Hamm vom ICR, beweisen mit
Bibeltexten zweifelsfrei mit innerster Redlichkeit, dass auch die
Dinosaurier in der Arche waren und zeigen das in einem eigens dafür
gebautem Museum. Wie diese vielen Rassen mit etwa 45
Pflanzenfressern und 59 Fleischfressern in Einzelfällen bis zu 50 m
Länge, 15 m Höhe und 80 t Gewicht bei weit über 6.000 t
Gesamtgewicht in ein Holzschiff von etwa 250 t Tragfähigkeit passen,
bleibt ein göttliches Wunder. Der schwerste Dinosaurier würde nicht
einmal in das größte Schiff der Charthager nach 1.000 Jahren
weiterer Entwicklung im Schiffbau passen. Es zerbricht unter dem
Gewicht nur eines Dinos wie eine Streichholzschachtel unter einem
Fuß.
Für Tiere mit 20 Tonnen Gewicht je Fuß und 40 Tonnen beim Laufen
wäre es heute noch schwierig, statisch ausreichende Leimholzbinder
für die Schiffdecks zu fertigen. Noah verfügte über keine
elektrischen Hobelmaschinen, Leimpressen und Kräne. Für Dinosaurier
ausreichende Deckenbinder würden bei 8 m Spannweite weit über 6
Tonnen/Stück wiegen, davon wären für die Arche der Kreationisten
etwa 200 Stück erforderlich. Diese Phantasiearche hätte mit einem
Deckengewicht von über 2.000 Tonnen Holz einen viel zu hohen
Schwerpunkt und wäre wie das schwedische Flagschiff "VASA" 1628 A.C.
in Stockholm vor der ersten Reise im Hafen gekentert. Außerdem hätte
diese Arche bereits ohne Nutzlast mehr als 5 Meter Tiefgang gehabt
und geleckt wie ein Sieb. Die notwendige Arche für 100 Millionen
Arten hätte die Größe eines Supertankers, für den Zedernbedarf würde
der ganze Libanon der geschichtlichen Vorzeit nicht ausreichen. Ohne
Stahl würde ein Holzschiff dieser Größe im Sturm zerbrechen und
wegen der Undichtigkeiten durch einsickerndes Wasser untergehen. Von
den Problemen, einen so großen Schiffskörper zu belüften, zu
beleuchten und innen ausreichend trocken und warm zu halten, noch
gar nicht zu reden.
Die großen Raubtiere wie Löwe, diverse Tiger, Säbelzahnkatzen,
Steppenlöwe, Panther, diverse Leoparden, Geparde, Pumas, diverse
Krokodilarten, Alligatoren, Warane, Bären, Eisbär, tasmanischer
Teufel, Wölfe usw. fressen täglich über 4 Tonnen Frischfleisch.
Mangels Kühltechnik ist für die Versorgung für fast ein Jahr ohne
Dinosaurier an Bord eine Herde von 6.000 Schlachtrindern notwendig
bei bis zu 20 Schlachtungen täglich, die das Platz- und
Futterproblem nochmals gravierend verschärfen. Ein sehr reicher
Bauer zu Noah's Zeiten besaß vielleicht 2 Rinder. Die Raubtiere
haben nach der Sintflut nicht sofort begonnen, die noch
existierenden zwei Exemplare der Grasfresser jeder Art aufzufressen,
sondern haben weit über 10 Generationen auf ausreichenden Nachwuchs
bis zur Herdenbildung als Jagdbeute gewartet und auf dem Heimweg
nach Asien, Australien und Amerika durch salzige Schlammwüsten und
Ozeane göttlichen Kohldampf geschoben, ohne dabei mangels Süßwasser
zu verdursten. Einige Tiere bewegen sich extrem langsam, sie wären
heute noch damit beschäftigt den Rückweg von der Arche nach
Australien oder Südamerika zu bewältigen.
Für viele religiöse Fanatiker waren die Fleischfresser von der
Schöpfung übers Paradies bis kurz nach der Sintflut nur Grasfresser,
selbst viele der unterdrückten Bibelbeiträge weisen den Messias und
seine Jünger als Vegetarier aus und die Mönche des Mittelalters
haben den Biber als Fisch erklärt um die Fastenzeit zu bereichern.
Nach der Sintflut hat Gott den Tieren neue Gebisse,
Verdauungsapparate, Instinkte und Stoffwechsel gegeben und quasi neu
geschaffen. Wieso er dabei die fossilen Fleischfresser der
Dinosaurier übersehen hat, ist eines der Rätsel des "Intelligent
Design". Gleichfalls hat Gott nach der Sintflut fast alle Pflanzen
und Süßwassertiere neu geschaffen, ganz wenige Samen überstehen eine
derart lange Lagerung im Salzwasser. Über diese zweite Schöpfung
schweigt die Bibel, es wäre an der Zeit für weitere Nachdichtungen,
ganz im Stil der römischen Kirche.
Natürlich ist den Kreationisten die Problematik der
Futterversorgung auch schon aufgefallen. Deswegen ersann man den
Ausweg, dass Gott alle Tiere in den Winterschlaf versetzt hat.
Dieser Zustand ist eine hormonell gesteuerte Reduzierung des
Stoffwechsels, sie funktioniert nur, wenn der Organismus die
notwendigen Vorraussetzungen hat. Unabdingbar ist jedoch die
Ansammlung von Körperfett weit über 50% des normalen Gewichts. Fast
alle Grasfresser auf den Steppen und Savannen sind Fluchttiere,
jedes Kilo überflüssiges Fett bedeutet langsamer laufen und sichere
Beute der Raubtiere. Die sehr großen Grasfresser haben kaum Feinde,
wie die Elefanten haben sie eine extrem schlechte Futterverwertung
von nur 45% und fressen deswegen täglich 16 Stunden. Um 50%
Fettreserven anzulegen, müssten sie täglich 30 Stunden fressen. Die
Raubtiere sind fast alle Beutegreifer, überflüssiges Gewicht
bedeutet langsamer laufen, und sehr schnell gibt es keinen
Jagderfolg mehr. Ein Löwe oder Leopard mit 50% Übergewicht kann kaum
noch stehen, geschweige denn laufen.
Die Tiere können nicht zu Fuß durch Kontinente laufen und über
Hochgebirge und Ozeane ins Zweistromland kommen. Ein riesiger Zoo
mit 100 Millionen Tierarten braucht Millionen von Tierpflegern, für
Noah mit 600 Lebensjahren und seine 3 Söhnen war das kein Problem.
Unabhängig von Höhe und Dauer der weltweiten Sintflut haben zur
gleichen Zeit die "Könige fremder Länder" in Ägypten, die
Chang-Dynastie in China und die Jömon Kultur in Japan ohne nasse
Füssen regiert und im Norden Europas und Amerikas sind Nomaden wie
Inuit (Eskimos) und Indianer weiter auf die Jagd gegangen, die
Eiskappen der Pole und die 3 km dicken Gletscher sind nicht im
Wasser geschmolzen und aufgeschwommen. Das Reich der Hethiter mit
Hattusa als Hauptstadt, 150 km östlich von Ankara, existierte in der
Zeit von 1800 B.C. bis 1200 B.C., hat die Sintflut unbeschadet
überdauert und lag als politische Verbündete der Pharaonen sogar im
gleichen geopolitischen Raum.
Nach der Sintflut sind die gigantischen Salzwassermengen spurlos
verschwunden, was bei einer Erde als Kugel nur Gott durch ein Wunder
bewirken konnte. Nach den Kreationisten sind die Wasser der Sintflut
aus dem Grundwasser emporgestiegen und wieder dahin entschwunden,
mithin müsste im Erdmantel etwa eine 15 km starke Schicht Salzwasser
von über 150 °C bei mehr als 100 bar Druck existieren. Die von Noah
ausgeschickte Taube kam nach wenigen Tagen mit einem frischen
Olivenzweig zurück, offensichtlich die schnell wachsende Baumart,
die anstelle von Jahren nur 5 Tage braucht. Obwohl auf den
verschlammten Salzböden der Erde auf Jahre nur Schafgarbe und
Strandhafer wachsen kann, haben Millionen von Tieren den Heimweg
über Kontinente und Weltmeere bewältigt und sind nicht verhungert
oder verdurstet.
Dazu kommen alle unsere festen Zeitwerte und Bezugspunkte ins
Wanken. Die Sonne mit 1,3 Millionen km Durchmesser in 150 Millionen
km Entfernung strahlt gigantische 4,2 Millionen Tonnen pro Sekunde
ins Weltall und zieht gleichzeitig stellaren Staub an, die Bahnen
der Planeten ändern sich minimal. Die Rotation der Erde wird durch
Reibung von Luft und Wasser langsamer, wenn auch nur um etwa 1,5
Millisekunden in 100 Jahren. In der Frühzeit des Devon hatte ein
Erdentag um 21 Stunden bei weit über 400 Tagen im Jahr. Unser Mond
vergrößert die 384.400 km Erdentfernung jährlich 38 mm, in der
Frühzeit stand er doppelt so groß am Himmel, in ferner Zukunft wird
er bei einem 40 Stunden Erdentag nahezu fest am Himmel stehen.
Gezeiten gibt es dann nicht mehr, und die Erde ist nicht mehr fast
rund. Nach dem Ende der Kernverschmelzung von derzeit 73%
Wasserstoff im Sonnenofen wird diese in etwa 4,5 Milliarden Jahren
zum roten Riesen, dehnt sich bis weit über die Erdenbahn hinaus aus,
bevor sie zusammen mit einigen ihrer Planeten als weißer Zwerg mit
unvorstellbarer Dichte endet.
Exakte Frühzeitdatierungen sind schwierig, man kann nicht einfach
wie Bischof Ussher in einem Kalender zurückblättern, um
Frühgeschichte zeitlich einzuordnen. Damals hatte jede Kultur ihren
eigenen Kalender, selbst die von Sparta und Athen unterschieden sich
gravierend um bis zu einem Monat pro Jahr und wurden willkürlich
angepasst. Die Einordnung von Zeitangaben alter Dokumente ist nur
sinnvoll, wenn der Ort der Aufzeichnung mit dem jeweiligen Kalender
bekannt und diese willkürliche Zeitskala an astronomischen oder
zeitlich sicheren Fakten zu eichen ist. Jesus kam lange vor dem
Jahre 4 B.C. vor seiner biblischen Geburt zur Welt, sein biblischer
Lebensweg passt nicht in die Regentschaft des Herodes unter Kaiser
Augustus. Die endet mit seinem Tod 4 B.C. (siehe Matthäus 2:1). Sein
Sohn Herodes-Antipas regierte danach als "tetrarch" Galiläa und die
Westbank bis zu seiner Verbannung nach Lyon in Gallien im Jahr 37
A.C. Etwa um 34 A.C. heiratet er seine verwitwete Schwägerin
Herodias, deren Intrigen ihm den Thron kosten. Der dritte Sohn
Archelaus wird nur nationaler Führer (ethnarch) von Samara und Judäa
mit Bethlehem als Geburtsort des Messias und wird wegen Unfähigkeit
schon im Jahr 6 A.C. nach Vienne in Gallien verbannt. Anders als in
der Bibel sind die Zeitangaben römischer Quellen wie etwa die von
Flavius Josephus relativ zuverlässig.
Nur wem Gott seine Erleuchtung als Gnade gewährte, der kann
genaue Kenntnis erlangen. Wegen Interpretationen einer endlos
manipulierten Bibel, fahrlässigem Umgang mit Fakten und
Naturgesetzen sowie der Ausgrenzung aller "Nichtgläubigen" ist die
Pseudowissenschaft des "Intelligent Design" nichts als ein
Wettbewerb absurder Spinnereien. Die Anzahl verschiedener
kreationistischer Thesen und Dogmen ist nur begrenzt durch die
Anzahl der teilnehmenden Spinner. Allerdings behält sich auch die
Kirche die letzte Auslegung von Fakten vor und vermeidet auf diese
Weise für sie gefährliche Fragen und Diskussionen.
(c) Helmut Goerke
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