Aitken Depression - der größte Krater im Sonnensystem

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Das Aitken Bassin (c) Nasa
Die Sonde Clementine (c) Nasa
Asteroid Geographos (c) Nasa

Der Mond und andere Kleinkörper in unserem Sonnensystem zeugen vom unentwegten Bombardement durch Asteroiden und Kometen, die ihren Höhepunkt vermutlich vor ca. 4 Milliarden Jahren erreicht haben. Da die Spuren solcher gewalttätiger Veränderung auf atmosphärelosen Gesteinsplaneten wie dem Mond weitgehend vor Erosion verschont bleiben, verändern sie sich seit ihrer Entstehung nur wenig. Wer schon einmal die Möglichkeit hatte, den Mond durch ein Fernglas oder ein Teleskop zu sehen, weiß wie stark die Oberfläche unseres Trabanten verkratert ist. Nur weil die Erde kaum sichtbare Spuren von Einschlagkratern besitz, heißt nicht, dass sie durch eine göttliche Gnade vor kilometergroßen Brocken verschont wurde. Im Laufe der Erdgeschichte wurde unser Planet von mehr Asteroiden getroffen als der Mond, da die Erde eine größere Masse und damit eine stärkere Anziehungskraft besitzt. Selbst die Geburtstunde des Mondes geht auf eine kosmische Katastrophe zurück, als die Protoerde etwa 50 Millionen Jahre nach ihrer Entstehung mit einem Marsgroßen Planeten - genannt Theia - kollidierte. Dabei wurde die Erde wahrscheinlich fast vollständig geschmolzen und verdampft. Um sie herum bildete sich ein Ring aus Trümmern und Staub, der sich allmählich zum Mond zurückbildete. Die Theorie des Giant Impact, die zahlreiche Computersimulationen stützen, erklärt weitgehend die Prozesse um die Entstehung des Mondes und dessen Wechselwirkung in Bezug auf die Erde. Die Untersuchung der Sauerstoff-Isotopen vom Mondgestein bekräftigt ebenfalls die Zusammenstoss-Theorie.

Clementine - die erste Mondmission seit Apollo - war ein gemeinsames Projekt des US-Verteidigungsministeriums und der NASA. Die Sonde hatte in erster Linie eine militär-strategische Aufgabe. Anfang der 80er Jahre hatte man die Befürchtung ausgesprochen, die Russen wären in der Lage, einen Asteroiden auf die Erde abstürzen zu lassen, indem sie ihn mit gezielten Explosionen aus seiner Umlaufbahn brachten und Richtung Erde lenkten. Nach dem Scheitern des "Star Wars"-Programms konzentrierte man sich auf das Problem eines möglichen gezielten Asteroideneinschlags, den man "Iwans Hammer" taufte. Die Regierung und das Militär hatten ein reges Interesse, eines solcher Objekt zu untersuchen. Die Sonde mit dem harmlos klingelnden Namen Clementine, um die militärischen Ziele der Mission zu kaschieren, wurde in nur 22 Monaten entwickelt und mit einer umgebauten Interkontinentalrakete in den hochelliptischen Erdorbit befördert. Ein Monat später sollte Clementine durch ein Gravitationsmanöver mit Hilfe der Mondanziehungskraft zum Asteroiden Geographos, dem eigentlichen Ziel der Mission, katapultiert werden. Glücklicherweise scheiterte die Primärmission der Sonde wegen eines Computerfehlers. Während des Kurswechselmanövers verbrauchte sie zuviel Treibstoff und treibt nun steuerlos im Sonnenorbit herum.

Trotz des Scheiterns der Primärmission, die in erster Linie den perfiden Ideen der Militärs dienen sollte, konnte Clementine wertvolle wissenschaftliche Daten vom unseren Trabanten gewinnen. Durch die Multispektralanalyse gab sie Hinweise auf das Vorhandensein von Wasser auf dem Mond in dem durchschnittlich 12 Kilometer tiefen Aitken Bassin, das als ein riesiger Einschlagkrater interpretiert werden konnte. Etwa 2.500 Kilometer misst der Krater im Durchmesser. Bis dahin galt der Hellasbecken auf Mars mit seinen 2.100 Kilometern als die größte Impaktstruktur des Sonnensystems.

Asteroiden waren und bleiben eine reale Gefahr für die Erde. Ein Himmelskörper in der Größenordnung von einem Kilometer im Durchmesser würde wahrscheinlich das Ende der Menschheit einläuten. Dass eine solche Gefahr tatsächlich greifbar ist, hat uns der Komet Shoemaker-Levy gezeigt, der 1994 auf den Jupiter abstürzte und gravierende Veränderungen in der Atmosphäre des Gas-Giganten hervorrief, die mehrere Monate lang beobachtet werden konnten. Die Wahrscheinlichkeit, einen Asteroideneinschlag, der für die menschliche Zivilisation bedrohlich werden könnte, innerhalb der Zeitspanne eines Menschenlebens zu erleben, beträgt lediglich 1 zu 2.000. Die Wahrscheinlichkeit, einen Sechser im Lotto zu ziehen, ist 1 zu 13.983.816! Und dennoch spielen viele Lotto, trotz der utopischen Möglichkeit, dadurch jemals reich werden zu können.

Ungeachtet der imposanten Größe des Kometen Shoemaker-Levy von ca. 10 Kilometern – zuletzt schlug so ein Planetoid auf der Erde vor 65 Millionen Jahren ein und löste globales Massensterben aus - kümmerte er die Menschen herzlich wenig, da sich die Katastrophe in ca. 600 Millionen Kilometern abspielte. Dabei ist es jedoch noch nicht so lange her, als die Erde ihre letzte größere Begegnung mit einem Dutzende von Metern großen Fremdkörper hatte. 1908 drang über Tunguska, Westsibirien ein etwa 30 bis 50 Meter großer Meteorit in die Atmosphäre ein und explodierte in ungefähr 6 Kilometer Höhe über der Erdoberfläche. 2.150 km² Wald wurden verwüstet, zahlreiche Tiere verbrannt und vielleicht sogar einige Menschen getötet. Der Rechnungen zufolge entsprach die Explosion etwa 15 MT TNT, ungefähr die Explosionskraft einer Wasserstoffbombe. Überall auf der Welt zeichneten Seismographen Erschütterungen auf, die zweimal den Erdball umrundeten. Noch im entfernten Europa konnte man bei Nacht Zeitung lesen, wie mehrere Presseberichte aus der damaligen Zeit belegen. Die Menschen hatten Glück, dass der Tunguska-Meteorit in einer weitgehend menschenleeren Taigaregion niederging. Kaum vorstellbar wären die Ausmaße der Zerstörung, wenn sich die Explosion über dem dicht besiedelten Europa ereignet hätte.

Der Mensch ist zu großartigen Leistungen aber auch zu schrecklicher Zerstörung fähig. In den letzten 50 Jahren hat unser geistiges Potential einen Stand erreicht, der uns buchstäblich ermöglich hat, Welten in Bewegung zu setzen. Man muss mit dieser Fähigkeit äußerst sorgfältig umgehen. Die Kraft, die wir aus der Natur zu schöpfen wissen, kann im gleichen zerstörerischen Ausmaß gegen uns eingesetzt werden. Denn die Entfaltung unserer Kenntnisse der Naturwissenschaften und technischer Errungenschaften geht mit unserer Menschlichkeit und sozialen Solidarität leider nicht Hand in Hand. Wenn Hitler eine Atombombe gehabt hätte, würde er sie ohne zu zögern einsetzen. Wenn es für den damaligen technische Stand möglich wäre, den Weltraum zu erschließen und Kleinwelten umzulenken, um sie auf die Erde abstürzen zu lassen, würde das Naziregime von dieser Möglichkeit gebrauch machen. Gemäß des Abkommens zwischen den Vereinten Nationen vom 1967 haben sich die Vertragspartner verpflichtet, keine Kernwaffen oder andere Massenvernichtungswaffen in die Erdumlaufbahn zu bringen und weder Himmelskörper mit derartigen Waffen zu bestücken noch solche Waffen im Weltraum zu stationieren.

Wenn jedoch politische Führer großer Wirtschaftsimperien Jahrhundertverträge kündigen, die den Frieden ermöglichten, Waffen in den Erdorbit befördern (wollen), Weltkonsortien sabotieren, schwache Nationen ihrer Ressourcen wegen unterdrücken und mit alttestamentarischer Bekenntnis auf Aggressionen reagieren, dann stünde die Zukunft der Menschheit im wahrsten Sinne des Wortes in den Sternen. Um ein Fortbestehen der menschlichen Art zu sichern, bedarf es eines kollektiven Bewusstseins, das die Grenzen zwischen den Völkern sprengt, ganz gleich, welcher Religion sie angehören, welche Hautfarbe, politische Struktur oder Bruttosozialeinkommen sie haben. Wir sind alle Kinder unserer Erde und Teil eines Ganzen. Und nur gemeinsam können wir uns einer Bedrohung entgegenstellen, ganz gleich, welcher Art sie ist.

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