Kindersterblichkeit

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Bis in das 20. Jahrhundert hinein war Kindersterblichkeit beinahe an der Tagesordnung. Mit einem höheren Lebensstandard und damit verbundenen besseren hygienischen Bedingungen, einer besseren medizinischen Versorgung und vor allem durch Schutzimpfungen gegen die sogenannten Kinderkrankheiten besserte sich die Situation im Laufe des 20. Jahrhunderts zunehmend.

Der Tod ist für die Nahestehenden immer mit unsäglichem Schmerz verbunden, der Tod eines Kindes ist eine nicht mit Worten zu beschreibende Tragödie. Weltweit lag die Kindersterblichkeitsrate bis in die Moderne hinein bei über 30 %[1]. Das heißt, jedes dritte Kind erlebte bis dahin nicht seinen sechsten Geburtstag. Als Kindersterblichkeit wird laut UNICEF der Tod des Kindes innerhalb der ersten fünf Lebensjahre definiert.

Allein die Säuglingssterblichkeitsrate lag in Deutschland im Jahr 1870 bei 250 Fällen pro 1000 Lebendgeborene.[2] Bis zum 14. Lebensjahr steigerte sich die Rate nochmals auf rund 50 %[3] Noch höher als im Mittelalter soll sie nach dem Dreißigjährigen Krieg gelegen haben [4]

Ursachen

Die Kindersterblichkeit verhält sich direkt proportional zum Wohlstand einer Gesellschaft. Weltweit nimmt sie seit den Anfängen des 20. Jahrhunderts stetig ab. Während in Deutschland und anderen Industrienationen bei 3 bis 5 Fällen pro 1000 Geburten liegt, beträgt sie in Ländern der Dritten Welt 50 bis über 100 Todesfälle auf 1000 Geburten. Die häufigsten Ursachen der Kindersterblichkeit sind heute:

  • Unzureichende medizinische Versorgung
  • Unterernährung bzw. Mangelernährung mit daraus resultierendem Vitaminmangel
  • Schlechte hygienische Verhältnisse, kein Zugang zum sauberen Wasser
  • Daraus resultierende Infektionskrankheiten
  • Konflikte und Gewalt

Jede Naturkatastrophe oder Missernte hatte in der Vergangenheit einen Anstieg der Kindersterblichkeit zufolge. Doch den Löwenanteil daran trugen Infektionskrankheiten. Sie sorgten für die meisten Todesfälle bei Kindern. Dies änderte sich grundlegend mit der Erfindung der Impfung und teils drastischen staatlichen Maßnahmen wie der Impfpflicht.

Sternenkinder

Als Sternenkinder werden Kinder bezeichnet, die totgeboren oder kurz nach der Geburt starben. Totgeburten bis 500 Gramm Körpergewicht bekommen in Deutschland keinen Eintrag als Person im Geburtsregister. Sie sind nach derzeit geltenden juristischen Auslegung nicht bestattungspflichtig. Viele Friedhöfe stellen besondere Bereiche für Sternenkinder zur Verfügung. In der Vergangenheit war es üblich, Totgeburten anonym mit einem anderen Verstorbenen zu bestatten. Man legte den kleinen Körper mit in den Sarg bei oder, je nach Region, dem Verstorbenen in den Arm.

Kindertod in Kunst und Literatur

Künstler und Schriftsteller aller Epochen versuchten, den Tod des Kindes zu verarbeiten. Denn kaum ein Mensch der vergangenen Zeiten war nicht mit dem Tod des eigenen Kindes oder eines Geschwisters konfrontiert. Die vielen Engel in den Wolken auf Deckenmalereien von Kirchen und zwischen Heiligen- oder allegorischen Szenen sind nichts anderes als Seelen verstorbener Kinder, personifiziert in Form von unschuldigen Engeln.

Kaum ein anderes Werk als die Ballade „Der Erlkönig" von Johann Wolfgang Goethe schafft es, den Kampf eines sterbens­kranken Kindes gegen den Tod, die Angst und Hilflosigkeit der Eltern, ihrem dahin scheidenden Kindes zuzusehen, besser zu beschreiben. Das waren die harten Realien der damaligen Zeit, die fast jede Familie betrafen.

Spuren der Vergangenheit und Gegenwart

Siehe auch

Quellennachweise