Narzisstische Persönlichkeitsstörung

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Unter der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS) wird eine übertriebene Zurschaustellung seiner Person und seiner Fähigkeiten bezeichnet, die auf dem Bedürfnis nach Lob und Anerkennung beruht. Benannt wurde der Terminus nach der gleichnamigen mythologischen Gestalt Narziss aus der griechischen Mythologie, der sich in sein Spiegelbild verliebte und alles andere um sich herum ignorierte. In der Psychologie und der Psychiatrie gehört der übersteigerte Narzissmus zu einer ernsten Störung der Persönlichkeit.

Ein Narzisst ist eine selbstverliebte, nicht empathiefähige, stets eigennützlich handelnde Person, um aus jeder Situation seinen Vorteil ziehen zu können.

Kriterien

Die Königin vor dem sprechenden Spiegel in "Schneewittchen"
  • Übertriebene Zurschaustellung seiner Wichtigkeit und Einzigartigkeit. Grandiosität: Ich bin der Tollste!
  • Ausbeuterisches Verhalten in einer Beziehung.
  • Mangelnde Empathie.
  • Neid.
  • Arrogantes Auftreten.
  • Narzissten entschuldigen sich nie, weil sie von der Richtigkeit ihrer Handlungen überzeugt sind.
  • Launenhaftigkeit.

Zwei Narzissmustypen

Es wird zwischen dem offenen und dem verdeckten Narzissmus unterschieden.

Der offene Narzisst ist extrovertiert, eitel, tritt selbstsicher auf und steht gern im Mittelpunkt. Er ist meist eine schillernde Person und gewinnt beim ersten Eindruck Sympathie. Kritik scheint am offenen Narzissten abzuprallen oder er kontert direkt oder subtil aggressiv. Offene Narzissten sind in der Regel ehrgeizig und erreichen viel. Eines der Hauptmerkmale des offenen Narzissten ist die Selbstinszenierung.

Ein verdeckter Narzisst ist introvertiert, unsicher und tastet sich sehr langsam voran. In der Öffentlichkeit ist er eher zurückhaltend, gar schüchtern. Im privaten Umfeld ist er sehr manipulativ und besitzergreifend. Häufig lebt er in einer Parallelwelt, in der er seinen Größenwahn ausleben kann. In einer Beziehung scheint er häufig geistig nicht präsent zu sein. Bei Kritik ist er schnell gekränkt. Der zarte, komplex ausbalancierte Seelenfrieden eines verdeckten Narzissten kann bereits durch eine kleine Dysbalance in sich zusammenstürzen. Den verdeckten Narzissten ist gemein, dass sie hyperempfindlich sind. Ihr Wesen bildet der Gedanke: Man erkennt nicht meine Fähigkeiten und schätzt meine Person nicht hoch genug.

Beiden Narzisstentypen ist gemein, dass sie sehr manipulativ sind. Besonders in einer Beziehung äußert sich diese Charaktereigenschaft. Narzissten versuchen immer, die Dominanz zu ergreifen. Was eine Beziehung zu ihnen besonders erschwert, dass sie stets die Quelle der Beziehungsprobleme beim Partner sehen und dabei nicht müde werden, es ihm bei jeder Gelegenheit unter die Nase zu reiben. Sie geben nie eigene Schuld zu und entschuldigen sich nicht nach einem Streit. Bei einer Auseinandersetzung schaffen sie es immer, sich als Opfer hinzustellen. Es kommt nie zu einer richtigen Aussprache und zur Versöhnung. Der Partner des Narzissten soll allein mit Schuldgefühlen gelassen werden. Er soll auch die Initiative ergreifen und den ersten Schritt zur Versöhnung unternehmen (siehe auch Passive Aggressivität).

Während man den offenen Narzissten recht schnell enttarnen kann, tut der verdeckte Narzisst alles, um seine wahre Identität zu verschleiern.

Ein offener Narzisst versucht um sich herum eine Aura der Bewunderung zu erzeugen. Ihre innere Welt ist mit Phantasien von Geld, Macht, Stärke oder idealer Liebe ausgefüllt.

Narzissen teilen Menschen in drei Kategorien ein:

  1. Das anzustrebende Ideal (eine reale Autoritätsperson oder ein historisches Vorbild).
  2. Die graue Masse aller anderen Menschen, von denen der Narzisst nicht direkt abhängt. Diese Menschen werden herablassend behandelt oder verächtlich erwähnt.
  3. Feinde. Reale oder eingebildete Feindbilder, die den Narzissten um seinen "Erfolg" beneiden.

Wie erkennt man einen (verdeckten) Narzissten?

  • Narzissten können nicht offen ihre Wünsche aussprechen. Sie erwarten immer von ihrer unmittelbaren Umgebung, dass man ihnen ihren Wunsch situationsbedingt abliest, dass man von alleine draufkommt. Geschieht es nicht, nimmt das diesem Wunsch entsprechende Verhalten passiv-aggressive Züge an, die nicht unbemerkt bleiben können.
  • Keine Einsicht der eigenen Schuld. Zu einem Streit gehören zwei. Meistens ist es so, dass man an einer zum Streit geführten Situation zumindest eine Teilschuld hat. Nach einem Streit entschuldigt sich ein Narzisst niemals.
  • Der Narzisst manipuliert mit Menschen mit Hilfe der Machtausübung.

Beispiel aus dem Alltag

  • Von Neid getrieben, werten Narzissten permanent alles und jeden ab.
  • Narzissten sind immer kompromisslos. Sie verkaufen diese Kompromisslosigkeit als Starrsinn oder besser als Eigensinn - eine schon viel positiver klingende Eigenschaft, die den Charakter, gewisse Ecke und Kanten einer Person ausmacht.
  • Narzissten haben oftmals eine ausgeprägte Schwarzweißsicht auf die Welt. Diese Sicht legen sie aber stets zum eigenen Vorteil aus. Doppelmoral und Grenzüberschreitung sind ihre Markenzeichen.

Einen Narzissten zerfrisst der Neid. Er wehrt sich jedoch mit Händen und Füßen, diese Tatsache anzuerkennen. Die Neidgefühle können sich manchmal geschickt tarnen. Zum Beispiel:

Ein narzisstischer Mensch wäre gern Physiker geworden, am besten mit Promotion. Die Versagensängste waren aber so groß, dass er sich nicht getraut hat, Physik zu studieren. Stattdessen geht er einem gewöhnlichen Bürojob nach, in dem er es auch nicht weit gebracht hat. Er sublimiert seinen nicht erfüllten Traumberuf, indem er Physik und ihr nahe stehenden Bereiche zu seinem Hobby macht und sich autodidaktisch Wissen aneignet. Bei jeder Gelegenheit versucht der Narzisst, mit diesem Wissen zu glänzen. Wenn der Eindruck entsteht, er wisse etwas nicht aus seinem "Fachgebiet", versetzt es ihn in Rage. Nichts ist schlimmer und erniedrigender für diesen Narzissten, als wenn jemand in seiner Gegenwart die Leistungen von jemanden aus seinem näheren Umfeld lobt. Dann fühlt sich der Narzisst als kleiner, unbedeutender Büroangestellter, der es zu nichts gebracht hat.
Die lobende Person wird mit Verachtung bestraft. Das ist eine getarnte Form von Neid. Wenn der Narzisst in dieser Runde jemanden findet, der diesen erfolgreichen Bekannten oder Verwandten kritisiert oder über ihn lästert, wird sich der Narzisst gerne daran beteiligen. Findet sich niemand, zieht er sich in sich zurück.

Dieses Verhalten kann auf andere Bereiche ausgeweitet werden. Ist der Narzisst introvertiert, bevorzugt er kleinere Gruppen, in denen er nicht im Schatten einer anderen Person stehen soll. In größeren Gruppen ist die Chance groß, dass jemand unterhaltsamer, klüger, witziger, gutaussehender und dominanter sein könnte. Die Nichtwahrnehmung der eigenen Person empfindet der Narzisst als sehr schmerzlich.

Ein Narzisst ist immer ein Besserwisser, ein Klugscheißer. Während er von Personen, zu denen er aufschaut, Erfahrung und Wissen sammelt, schaut er gleichzeitig verächtlich auf jene, die seiner Meinung nach, weniger wissen oder können als er selbst. Ratschläge von diesen Personen empfindet der besserwissende Narzisst als Affront. Die größte Angst des Neiders ist, nicht geschätzt zu werden.

Alles, was sich ein Narzisst wünscht, ist Lob und Anerkennung. Dinge, die er als Kind zu wenig (oder nicht von allen Elternteilen gleichermaßen) bekommen hat. Daraufhin arbeitet der Narzisst ein Leben lang, um sich kurz in Strahlen des (Schein)Erfolgs zu sonnen. Der Narzisst möchte von anderen bewundert und beneidet werden.

Narzissten in der Liebe

Narzissen sind nicht frei von Gefühlen. Sie lechzen nach ihnen, da sie sie in ihrer Kindheit nicht ausreichend bekommen hatten. So empfinden sie zum Objekt ihrer Begierde sehr starke Zuneigung, die bis hin zur Besitzergreifung reichen kann. Zu Anfang wird der Partner stark idealisiert. Nach der Verliebtheitsphase (oder nach einem Vorfall, der nicht den Erwartungen des Narzissten entsprach), kann sich die Einstellung zum Partner radikal ändern.

Da ein Narzisst sich für perfekt hält, kommen alle Probleme in seinem Umfeld nur von außen. In seinen Augen verschwinden Schwierigkeiten, wenn andere sich ändern bzw. ihr Verhalten an an den Narzissen anpassen würden.

Eines der Wesensmerkmale einer narzisstischen Person ist, dass sie sich nicht für eine ihr nahestehende Person freuen kann, wenn sie ohne den Narzissten eine schöne Zeit verbracht hat; sei es mit Freunden, Kollegen oder Verwandten. Der Narzisst fühlt sich dabei nutzlos, beinahe hintergangen. Auch wenn er zeitlich oder physisch nicht am Geschehen teilhaben konnte. Er wird die schönen Erlebnisse entweder emotionslos aufnehmen und keines Kommentares würdigen oder alles mit zynischen Kommentaren abwerten. Neid ist eines der wichtigsten Symptome einer narzisstischen Persönlichkeit.

Narzissten in der Trennung

Narzissten können Trennungen schwer akzeptieren und noch schwerer verarbeiten. Vom Partner ausgerufenes Beziehungsende wird als Verrat empfunden. Der verlassene Narzisst lässt fast nichts unversucht, seine "Liebe" zurückzuholen. Dem Narzissten ist es wichtig, weniger den Menschen selbst, sondern seine Bestätigung zurückzuerlangen. Der Partner, der weg ist, nimmt das Wichtigste mit - das Selbstwertgefühl der verlassenen Person.

Bei einer angekündigten Trennung reagiert der Narzisst sehr emotional und traumatisch. Mit Tränen und Versprechen aller Art. Wenn die Bemühungen, den Partner zur Rückkehr zu bewegen, im Sande verlaufen, fängt der Narzisst an, ihn zu verunsichern, indem er beispielsweise sagt, so einen Menschen wie ihn selbst wird man nicht mehr finden können. Um etwas Kontrolle über die Situation zu erlangen fügt er nicht selten hinzu, dass er diesen Schritt bereits selbst vor langer Zeit machen wollte. Bleibt der Partner bei seiner Entscheidung, folgen häufig Drohungen aller Art.

Narzissten sind suizidgefährdet. Solange sie ihre Traumrolle in ihrem Universum leben, fühlen sie sich gut. Ihre Welt bricht jedoch wie ein Kartenhaus in sich zusammen, wenn sie entlarvt, überführt, gekündigt oder verlassen werden. Sie werden in eine tiefe Krise gestürzt, aus der sie nur schwer wieder rauskommen können.

Entstehung

Zur Entstehung des Narzissmus gibt es mehrere Erklärungsversuche. Im Kern der narzisstischen Störung liegt ein tiefer emotionaler Schmerz, der von einer in der Kindheit erfahrener Erniedrigung herrührt. Er strebt stets nach Anerkennung, die er damals von den Eltern nicht bekommen hat.

Es ist nicht möglich, pauschalisierte Aussagen über die Entstehung von Narzissmus zu treffen, dennoch kann man einige Punkte nennen, die den meisten Narzissten gemein sind:

  • Selbst narzisstische Eltern mit (latenter) Aggressivität und emotionaler Kälte.
  • Zu fürsorgliche Eltern, die die Fähigkeit des Kindes übertrieben darstellten und zu hohe Erwartungen an das Kind gesetzt haben.
  • Das Kind kriegt Liebe und Zustimmung nur für erbrachte Leistungen. So, wie das Kind eigentlich ist, wird es von den Eltern nicht angenommen.

Der Narzisst spürte sich in der Kindheit so unsicher und in der Opferrolle gefangen, wie Menschen im Umfeld des Narzissten sich fühlen, wenn sie in seine Missgunst fallen. Ein Narzisst weiß in seinem tiefen Inneren, dass er klein und schwach ist. Und es ist seine größte Angst, dass andere diese Schwäche erkennen. Deswegen investiert er viel Kraft und Energie, eine Fassade von Stärke, Wissen und Glanz um sich aufzubauen, damit ihn andere bewundern können. Dieses kleine und schwache, mit Fehlern behafteten, unsichere Kind in sich selbst hasst der erwachsene Narzisst. Er hat Angst, dass auch andere dahinterkommen.

Narzissmus in Kunst, Kultur und Gesellschaft

Siehe auch