Verschwörungstheorie

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Als Verschwörungstheorie werden Gedankenkonstrukte bezeichnet, die das Ziel haben, die Komplexität der Wirklichkeit auf einfache Modelle zu reduzieren und alternative Erklärungen zu bieten. Die gebotenen Erklärungsmodelle werden von den Anhängern der Verschwörungstheorien aufgegriffen und setzen sich wie ein Mem im kollektiven Bewusstsein fest. Auch wenn die Verschwörungstheorien den meisten Menschen absurd erscheinen, halten ihre Anhänger dennoch daran. Trotz der Tatsache, dass keine der Verschwörungstheorien einer kritischen Analyse standhält, sind Verschwörungstheoretiker nicht von ihrer Überzeugung abzubringen. Sie ignorieren Argumente, blocken jeden Erklärungsansatz und suchen Bestätigung in ihrer Informationsblase. Jeder Widerlegungsversuch wird als Bestätigung der Richtigkeit eigener Überzeugungen gewertet.

Verschwörungstheorien gab es zu allen Zeiten. Bereits seit dem Mittelalter sind Verschwörungstheorien nachzuweisen wie der Glaube an Hexen, vergiftete Brunnen durch die Juden und jüdische Ritualmorde. All diese Glaubensvorstellungen entstammten aus einem verzerrten Wirklichkeitsbild und teils aus absichtlich in die Welt gesetzten falschen Gerüchten. In der Forschung begann man sich damit erst im 20. Jahrhundert auseinanderzusetzen. Einer der Vorreiter, an das Phänomen "Verschwörungstheorie" wissenschaftlich heranzugehen, war der österreichisch-britische Philosoph Karl Popper. Als Massenphänomen rückten Verschwörungstheorien in die gesellschaftliche Wahrnehmung mit dem Aufkommen des Internets, allem voran der Sozialen Netzwerke.

Charakterische Gemeinsamkeiten

  • Das vermeintliche Netzwerk der "Verschwörer" hat es zum Ziel, sich zu bereichern und (noch) mehr Macht zu erlangen.
  • Glaube an Existenz von Geheimlogen, die seit Jahrhunderten ein bestimmtes Wissen oder Geheimnis hüten. Eine der bekanntesten dabei ist die Freimauer-Loge.
  • Alles, was auf der Weltbühne geschieht, passiert nicht zufällig. Überall sind Verschwörernetzwerke beteiligt, die einen Nutzen aus dem Geschehen ziehen.

Attraktivität der Verschwörungstheorien

  • Verschwörungstheorien bieten einfache Erklärungsmodelle.
  • Verschwörungstheorien wecken Sensationslust und befriedigenden Neugier nach falschen Fakten. Lückenhaft gebildete, jedoch interessierte Menschen, die beispielsweise in einer Buchhandlung gezielt nach Informationen suchen, geraten an die falschen Ratgeber, die die Thematik in leicht verdaulicher Form und etwas reißerisch anbieten. So wird besipielsweise die Neugier von einem an sich geschichtsinteressierten Menschen bei einem Buchtitel über ein angebliches erfundene Mittelalter eher geweckt als bei einem weniger sensationell klingendem Thema.
  • Ersatzreligion. In einer welt, in der der Glaube immer weniger den Alltag prägt, suchen Menschen nach einem Ersatz, der ihnen mit anderen Fragen, Antworten und Mysterien dienen kann.
  • Bestätigung des eigenen Ego, dass man eine gewisse Kenntnis und Durchblick besitzt, während die meisten "kritiklos" das glauben, was ihnen Massenmedien servieren. Das ist ideale Nahrung für ein geringes Selbstwertgefühl.
  • Geringer Skeptizismus. Anhänger von Verschwörungstheorien ignorieren Fakten, die mit ihrer Glaubensvorstellung kollidieren und sehen über logische Fehler ihrer Glaubenswelt hinweg.
  • Langeweile im Alltag.

Gefahr von Verschwörungstheorien

Auch wenn viele Verschwörungstheorien auf den ersten Blick harmlos erscheinen, kann der darin enthaltene Irrglaube von gewissen ideologischen Gruppen und demokratiefeindliche Regimes ausgenutzt werden. (z. B. Antisemitismus).

So wurde der im Nazi-Deutschland bereits vorhandene antisemitische Keim in der Mitte der Gesellschaft von der NSDAP gezielt aufgegriffen und durch die Staatspropaganda zu einem Flächenbrand entfacht. Dasselbe geschah im putinistischen Russland, wo in den russischen Medien seit Maidan 2013/2014 eine massive Propaganda, Desinformation und Geschichtsverfälschung gegen die Ukraine und gegen das ukrainische Volk gestartet wurden. Die russische Propaganda ermöglichte die Annektion der Krim, den von Russland initiierten hybriden Krieg im Donbas und schließlich die großflächige Invasion Russlands in der Ukraine mit solchen Kriegsvebrechen wie die Zerstörung Mariupols oder dem Massaker von Butscha.