Wald – eine kurze Statistik

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Kaum jemand wird die Tatsache leugnen, dass der Wald ein Naturerbe des gesamten Tierreichs, einschließlich des Menschen ist. Bäume sind wichtige Sauerstofflieferanten, sie schaffen für viele Tierarten wie auch für Menschen wichtige Lebensgrundlage und bieten uns Platz zur Erholung und Entspannung. Bäume sorgen für ein stabiles Klima - sie neutralisieren die Gegensätze zwischen kalt und warm, bieten Windschutz und spenden Schatten -, absorbieren Kohlenstoffdioxid, schützen den Boden gegen Erosion, regulieren den Wasserkreislauf und bilden grüne Oasen in Herzen zubetonierter, in Lärm und Abgasen untergehenden Städten. Die Blätter der Bäume filtern Schadstoffe, Abgase und Staubteilchen aus der Luft heraus. So filtert ein hundertjähriger Baum jedes Jahr etwa 1 Tonne Staub und Abgase. Außerdem produziert solch ein Baum mit seinen ca. 1 Million Blättern pro Jahr etwa 4.500 kg (3,2 Millionen Liter) Sauerstoff. Dabei absorbiert er etwa 75.000 Tonnen Kohlendioxid.

Bäume und Pflanzen zählen zu den ältesten Lebewesen der Erdgeschichte, nachzuweisen sind sie seit dem Devon, dem Erdaltertum. Die ersten Landpflanzen - hauptsächlich Lebermoose -, schafften zwischen Ordovizium und Silur vor rund 450 Millionen Jahren den Sprung vom Wasser auf das Land und eroberten in einem Zug den festen Boden. Knapp 100 Millionen Jahre später, im Oberdevon vor ca. 355 Millionen Jahren existierten bereits die ersten Wälder, rund 150 Millionen Jahre, bevor es die ersten Dinosaurier gab. Lediglich Insekten und Amphibien bildeten die damalige Landfauna.

Der gegenwärtige Sauerstoffgehalt der Atmosphäre ist einer gemeinschaftlichen, mehr als zwei Milliarden Jahre währenden Produktion des Sauerstoffs von Algen, Bakterien und den Pflanzen zu verdanken, die mit Hilfe der Photosynthese so viel von diesem lebenswichtigen Gas erzeugt haben, um Tieren erst ein Leben auf dem Land ermöglichten, ohne gleich von UV-Strahlen getötet zu werden. Spätestens seit dem Chemieunterricht in der Schule wissen wir, dass Sauerstoff sehr reaktionsfreudig ist und schnell Verbindungen mit anderen Stoffen eingeht. Sauerstoff ist zwar einer der häufigsten Elemente auf der Erde, gehört aber gleichzeitig zu den meist verbrauchenden und muss deshalb immer nachgebildet werden. So erzeugt beispielsweise ein Baum mit ca. 5 m Kronendurchmesser soviel Sauerstoff, wie ihn ein Mensch zum Leben braucht.

Wir fühlen stets eine natürliche Nähe mit dem Wald, da die Wälder seit Jahrmillionen den Lebensraum unserer Vorfahren bildeten. Seit eh und je versorgten sie uns mit Nahrung und Rohstoffen, boten uns Schutz vor Raubtieren, Unwetter und sengender Sonne. Wir verdanken den Bäumen nicht nur unsere Existenz, sondern auch den technischen Fortschritt - von der Brandrodung der Wälder für die Landwirtschaft bis zur Regenwaldabholzung und Kohlekraftwerke. Wir verdanken dem Wald unsere Mobilität, unser bequemes Leben, unseren Luxus. Trotz dieser Abhängigkeit setzen wir alle Mittel des technischen Fortschritts ein, um den Wald zu vernichten.

"Die ersten gravierenden Eingriffe des Menschen in den Wald erfolgten in der frühen Jungsteinzeit ab etwa 5500 v. Chr. Damals rodeten Ackerbauern und Viehzüchter der Linienbandkeramischen Kultur in Mitteleuropa die lindenreichen Eichenmischwälder und legten auf den freien Flächen ihre Siedlungen und Äcker an. Auch das Abweiden des Jungholzes und die Gewinnung von Laubheu als Winterfutter für das Vieh führte dazu, dass die Wälder gelichtet und artenmäßig verändert wurden. Seit damals gibt es in Mitteleuropa keine reinen Lindenwälder mehr."[1] Nebenbei gemerkt, auf einer gerodeten, landwirtschaftlich genutzten Fläche regeneriert sich der Wald nicht wieder.

Weil Bäume einen festen Bestandteil für viele Naturreligionen bildeten, waren sie deshalb den frommen Christen buchstäblich ein Dorn im Auge. Mit dem Vordringen der Christianisierung in Deutschland war den Missionaren jedes Mittel recht, den tauben Ohren der heidnischen Germanen Gehör für das Wort Gottes zu verschaffen. So fiel im Jahre 772 auf Befehl von Karl dem Großen die sagenumwogene Irminsul - eine heilige, dem Gott Donar geweihte Eiche, um den gottlosen Sachsen ihren falschen Glauben zu brechen. Doch der uralte Glaube der Germanen an die Kräfte der Natur hielt noch Hunderte von Jahren an und war mächtiger als die Angst vor den Drohungen und Bannflüchen der Kirche. Noch im 11. Jahrhundert erließ Bischof Burkhard von Worms ein Dekret, in dem er befielt, die "den Dämonen geweihte Bäume" auszureißen und zu verbrennen. Und auch in Zeiten der Hexenverfolgung erfreute sich vor allem die Eiche nicht gerade großer Beliebtheit, da sie als Teufelsbaum galt. Seit dem Einbruch der Christianisierung in Deutschland gibt es keine mächtigen Eichenwälder, in denen die alten Germanen zu Hause waren.

Alarmierende Entwicklung hat der Wald jedoch mit dem Beginn der Industriellen Revolution angenommen. So wird beispielsweise seit ca. 250 Jahren periodisch auftretendes Tannensterben beobachtet, was auf die Einwirkung von technisch verursachten Schadstoffen zurückführt. Heute lässt sich das Waldsterben größtenteils auf folgende vier Bereiche zurückführen: Industrie, Kraftwerke, Haushalte und Verkehr. Gefährlichster Schadstoff, der für das Waldsterben verantwortlich ist, ist das Schwefeldioxid. Es stammt hauptsächlich aus Kraft- und Fernheizwerken und aus der Industrie. An der zweitgefährlichsten Schadstoffgruppe, den Stickoxiden, sind zu mehr als 55% die Kraftfahrzeugabgase beteiligt.

Die an die Atmosphäre abgegebenen Schadstoffe gehen früher oder später mit dem Niederschlag als Regen nieder. Stick- und Schwefeldioxid bilden Säuren und führen in Wasser gelöst zu einer Versäuerung der Böden und Auswaschung von Nährstoffen. Außerdem zerstört der sauere Regen eine winzige Wachsschicht, mit der die Blätter der Bäume überzogen sind. Diese Wachsschicht, in der sich kleine Spaltöffnungen befinden, verhindert, dass das von der Pflanze aufgenommene Wasser verdunstet, indem sie sich an heißen Tagen schließen. Wenn die Wachsschicht zerstört wird, trocknet die Pflanze aus, weil die aufgenommene Flüssigkeit sogleich wieder entweicht.

Die amerikanische Kohleindustrie hat eine aggressive Gegenkampagne gestartet, um die Wechselwirkungen von Kohlenstoffdioxid auf die Umwelt zu "untersuchen". Dabei entstand eine angeblich nicht profitorientierte Gesellschaft mit einem irreführenden Namen The Greening Earth Society, die Videobotschaften mit naiven, beinahe mystisch-religiösen Inhalten über eine "positive" Wirkung von Kohlenstoffdioxid im Zusammenhang mit industriellen Abgasen auf die Umwelt verbreiten. Dieser Organisation zufolge, leiste die Industrie, der Verkehr und alles andere, was fossile Brennstoffe verwendet, einen entscheidenden Beitrag, den Planeten zu begrünen. Das freigesetzte Kohlendioxid in der Atmosphäre sei Pflanzennahrung. Je mehr CO2, desto mehr Pflanzen können wachsen. Indem man also Kohlendioxid in die Atmosphäre befördert - beim Autofahren, Fliegen, Beheizen und Beleuchten unserer Wohnungen, tut man der Umwelt einen Gefallen und bewirkt eine regelrechte Begrünung des ganzen Planeten. So behauptet es jedenfalls Fred Palmer, Western Fuels Assn. Inc. in einem Interview.[2]

Es hat den Anschein, dass The Greening Earth Society bzw. die Industrie, die dahintersteckt, eine Desinformation der Öffentlichkeit anstrebt. Sicher ist CO2 kein primärer Schadstoff, für die Umwelt ein harmloses, aber gleichzeitig ein langlebiges Treibhausgas. Die wirklichen Schadstoffe (Kohlenmonoxid, Stick- und Schwefeldioxide, Ozon, Blei, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe - vor allem krebserregende Benzole, Rußteilchen, etc.), die bei Tieren und Pflanzen Schaden verursachen, werden bei der Diskussion außer acht gelassen. Wie soll die Pflanzenwelt wachsen und gedeihen können, wenn die Böden mit Säuren und Schwermetallen angereichert sind, wenn sauerer Regen von oben herab regnet und der durch den Treibhauseffekt verursachter Klimawandel mit Stürmen, Trockenperioden und Überschwemmungen seinen Tribut an der Katastrophe fordert.

Es gibt aber durchaus positive Reaktionen auf Druck von Umweltschützern und der Öffentlichkeit. Das in Arlington, Virginia ansässige Versorgungsunternehmen Applied Energy Services (AES) "hat in Connecticut ein Kohlekraftwerk errichtet; es pflanzt auch Bäume in Guatemala an, die mehr Kohlendioxid aus der Erdatmosphäre beseitigen werden, als das neue Kraftwerk des Unternehmens während seiner gesamten Betriebsdauer in die Luft gelangen lassen wird."[3] Zwar werden in letzter Zeit immer öfter Kritiken laut, die Aktion mit der Pflanzung der Bäume sei dazu da, um von größeren Umweltskandalen abzulenken. Nichtsdestotrotz verdient meines Erachtens jede aktive Haltung zur Rettung und Erhaltung unserer Umwelt Aufmerksamkeit und Beachtung. Positive Resonanzen über positive Taten hinterlassen Spuren. Sie animieren uns dazu, ebenfalls aktiv zu werden. Denn Bäume kann jeder Pflanzen, dazu bedarf es keiner großen Anstrengung. Wie Carl Sagan in seinem letzen Buch "Gott und der tropfende Wasserhahn" schreibt: "Müsste nicht jedes Unternehmen, das CO2 in die Atmosphäre einbringt, auch verpflichtet sein, ihr dieses Treibhausgas an anderer Stelle wieder zu entziehen? Müsste das nicht auch für jeden Bürger gelten? Wie wäre es, wenn wir zu Weihnachten Bäume anpflanzen würden? Oder an Geburtstagen, Hochzeiten und Jubiläen. Unsere Ahnen kamen von den Bäumen herunter, und wir empfinden immer noch eine natürliche Verbundenheit mit ihnen. Daher ist es völlig in Ordnung, dass wir neue anpflanzen."

Quellennachweise

  1. Rekorde der Urzeit
  2. Arte-Dokumentation, Thema: "Was ist mit dem Wetter los?", ausgestrahlt am 01.02.2001
  3. Gott und der tropfende Wasserhahn. Gedanken über Mensch und Kosmos, Januar 2001