Faschismus: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 14. August 2022, 12:15 Uhr
Faschismus (aus dem ital. fascio "Bund") stellt eine Staatsform dar, die auf Basis einer ideologisch geprägten Volkseinheit fußt, geeint in einem mindestens autokratisch regierten Staat. Die Volkseinheit im Faschismus untersteht einer starken Führerfigur. Der Machtapparat ist in einem faschistischen System stark hierarchisch aufgebaut. In der Politik und im breiten gesellschaftlichen Konsens herrscht nur eine von oben vorgegebene Doktrin. Andersdenkende werden nicht toleriert und meist verfolgt. Ein Mehrparteisystem und Opposition fehlen entweder ganz oder werden auf politischer Bühne zum Schein bewahrt. Die Gesellschaft ist stark militaristisch geprägt.
Italien unter Mussolini verkörperte den klassischen Faschismus. Die zentralen Ideen der italienischen Faschisten war die Wiederherstellung der ursprünglichen Gebiete und die Wiedergeburt der Größe des Imperiums. Mussolini war von der Idee besessen, "das dritte Rom" auferstehen zu lassen.
Hauptmerkmale des Faschismus
Eine Auflistung der wesentlichen Punkte, trotz mehrerer Definition und Theorien, die sich in einem faschistischen System herauskristallisieren:
- Diktatorischer Führungsstil.
- Totalitärer Staat übt harte Reglementierung auf die Gesellschaft und die Wirtschaft aus.
- Individualismus wird nach und nach durch Kollektivismus und Staatlichkeit verdrängt.
- Einigkeit und Übereinstimmung der Gedanken. Andersdenkende werden verfolgt.
- Zensur und totale Kontrolle über Massenmedien.
- Aushebelung der Bürgerrechte und Freiheiten.
- Liberale und kommunistische Ideen werden verteufelt und verboten.
- Ultranationalismus oder Nazismus können ein Teil der Ideologie sein, können aber auch fehlen. Das sind keine Marker des Faschismus.
- Bestimmte Symbolik und Attributik, die die Ästhetik der Staatsideologie widergeben.
- In der Sprache werden Begrifflichkeiten und Bedeutungen neu definiert.
- Ideologie im Rahmen einer militaristischen Bewegung.
- Krieg.
Faschismusdefinition nach Umberto Eco
Der italienische Schriftsteller und Philosoph Umberto Eco formulierte 14 Punkte, die in intellektuellen Kreisen als die Definition von Urfaschismus gelten:
- Der Kult der Tradition, geprägt von kulturellem Synkretismus, auch auf die Gefahr innerer Widersprüche. Die höchste und absolute Wahrheit wurde bereits in der vergangenen Zeit offenbart.
- Die Ablehnung der Moderne, die die rationalistische Entwicklung der westlichen Kultur seit der Aufklärung als Abstieg in die Verderbtheit betrachtet. Als Beispiel werden Begriffe Blut und Boden der Entarteten Kunst gegenübergestellt.
- Der Kult der Handlung um der Handlung willen, der vorschreibt, dass Handeln an sich einen Wert hat und ohne intellektuelle Reflexion durchgeführt werden sollte. Dies ist mit Antiintellektualismus und Irrationalismus verbunden.
- Uneinigkeit ist Verrat: Der Faschismus wertet intellektuellen Diskurs und kritische Argumentation als Handlungshindernisse ab.
- Angst vor Differenz: Rassismus und Xenophobie.
- Appell an eine frustrierte Mittelschicht, die Gesellschaftsschicht, die die Basis bildet.
- Besessenheit von einer Verschwörung. Dadurch wird ein Feindbild geschaffen, um Ängste und Aggressionen darauf zu fixieren.
- Gleichzeitig ein starker und schwacher Feind: Der Feind wird in der öffentlichen Wahrnehmung als mächtig dargestellt, um eine eine von ihm ausgehende Gefahr zu vermitteln, aber gleichzeitig als schwach, um bezwungen werden zu können..
- Pazifismus ist Handel mit dem Feind, denn Leben ist permanenter Krieg: Es muss immer einen Feind geben, den es zu bekämpfen gilt.
- Verachtung für die Schwachen, Elitarismus.
- Jeder wird erzogen, ein Held zu werden: Kult des Heldentums und des Todes.
- Machismo: Sexismus und Verachtung für Homosexualität.
- Selektiver Populismus: Der Wähler wird als monolitisches Volk wahrgenommen. Seinen Willen repräsentiert und interpretiert der Führer. Demokratische Institutionen werden ausgehebelt, weil sie die Stimme des Volkes nicht mehr repräsentieren.
- „Neusprech“: Faschismus verwendet und fördert ein verarmtes Vokabular, um kritisches Denken einzuschränken. Begrifflichkeiten werden neu gedeutet und nehmen einen zynischen Unterton an.
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In einem faschistischen Staat gehört die Macht nicht dem Volk, sondern einer kleinen Gruppierung, die die Macht unter sich teilt und erhält.