Aggression

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Aggression ist eine lebenswichtige Verhaltensform im Tierreich. Sie ist förderlich im Überlebenskampf eines Individuums sowie einer Art, im Kampf um Ressourcen und um die Vermehrung. Aus der Sicht der Evolution stellt Aggression prinzipiell nichts Schlechtes oder Destruktives dar. Definitionsgemäß versteht man unter Aggression jede Handlung, die mit Gestaltung des Lebensraums zugunsten eines Individuums in Zusammenhang gebracht werden kann. Das gibt einem Lebewesen die Möglichkeit, einen Platz in der Umwelt zu sichern, das sprichwörtliche „Platz an der Sonne“. In der Basis der Aggression liegt eine Notwendigkeit des Überlebens.

Aggression beim Menschen

Beim Menschen ist Ausübung von Aggression durch soziale Normen und Erziehung eingeschränkt. In den meisten Gesellschaften wird aggressives Verhalten geächtet und nur in rituellen Handlungen wie im Tanz oder im Sport zugelassen. In gewissen archaischen Subkulturen wird Aggression mit männlichen Attributen assoziiert. Die Ordnung wird dort durch starre Hierarchien bestimmt und Aggressionen, ähnlich wie bei Ratten oder Schimpansen, gegen Mitglieder fremder Gemeinschaften gerichtet.

Die Aggression ist genetisch vorbestimmt und unterscheidet sich zwischen den Arten. Aggres­sives Verhalten ist nicht nur Raubtieren gemein, sondern auch Pflanzenfressern. Man denke dabei nur an die Paarungskämpfe der Hirsche oder an eines der aggressivsten Tiere Afrikas - das Flusspferd. Wenn man ein Maß der Aggressivität einer Spezies festlegen will, so wird das aggres­sive Verhalten innerhalb der eigenen Art als Maßstab gelegt und nicht artfremden Tieren entgegen. In dem Fall wären Raubtiere klare Gewinner. Sie jagen und töten aber nur zum Zweck der Nahrungsmittelbeschaffung.

Ein spanisches Wissenschaftlerteam um José María Gómez von der Estación Experimental de Zonas Áridas in Almería hat sich zum Ziel gesetzt, das aggressive Verhalten unterschiedlicher Arten zwischen den Artgenossen auszu­werten, um einen Vergleich ziehen zu können. Aggressives Verhalten wird zumeist auch als solches gegen die Vertretern der eigenen Art bewertet, weil sie eine direkte Konkurenz darstellen. Im Zuge der Studie wurden dokumentierte Fälle artinterner Gewalt mit tödlichem Ausgang von 1024 Tierarten ausgewertet. Anhand der Daten konnten die Forscher eine Skala der Gewalt für Tiere erstellen, die ihre Artgenossen bei Streitigkeiten, Raserei oder Revierkämpfen töteten. Am evolutionären Ursprung lag der errechnete Wert bei 0,3 Prozent. Das heißt, dass drei Tiere von Tausend gewaltsam durch Aggressionen der Artgenossen getötet wurden. Das änderte sich mit dem Auftauchen der Primaten. Ein Durchschnittswert für die Säugetiere liegt heute bei 1,5 Prozent aus. Zu den aggressivsten Primatenarten zählen die Schimpansen. Bei ihnen liegt die Rate der im Kampf getöteten Vertretern der eigenen Art bei 4,5 Prozent. Bei Menschen beträgt der Wert der letalen Aggression immer noch zwei Prozent! Somit gehören Affen und Hominiden zu den aggressivsten Säugetieren. Vielleicht verschaffte das erhöhte Aggressionspotential dem Menschen einen evolutionären Vorteil. Fakt ist aber, Aggression ist ein fester Bestandteil des menschlichen Wesens.[1]

Psychologie der Aggression

Die Definition von Aggression im menschlichen Verhalten ist nicht einfach, weil die Ursachen und die Formen der Aggressionsausübung sehr vielschichtig sind. Die Aggression kann qualitativ und quantitativ unterschiedliche Formen annehmen. Wie jeder Ausdruck der Psyche, kann die Aggression in unterschiedlichen Stufen zutage kommen. Jede Persönlichkeit hat ihr eigenes Aggressionsprofil. Ein scheinbares Fehlen der Aggression wird als Passivität empfunden, eine mäßige, richtig gelenkte Aggression assoziieren wir mit Dynamik und Erfolg. Übermäßige Aggression außerhalb solialer Normen schreiben wir konfliktsüchtigen Menschen zu, mit denen ein Konsens schwierig ist. Bass und Darki unterschieden die Aggression als reine Reaktion oder als psychisches Merkmal eines Individuums.

Die russischen Psychologen A. Bass und A. Darki entwickelten 1957 einen Agressionstest, in dem sie zwischen acht Agressionstypen unterschieden.[2]

  1. Physische Aggression. Bei einer Konflikbewältigung wird die physische Kraft angewendet.
  2. Verbale Aggression. Negative Gefühle werden mittels Sprache in Form von Anschreien, Beleidigungen oder Drohungen zum Ausdruck gebracht.
  3. Indirekte Aggression. Über jemanden schlecht reden, witzeln, nicht ernst nehmen, Gerüchte in die Welt setzen oder Zurschaustellung heftiger emotionaler Reaktionen wie unzufriedene Laute von sich geben oder auf den Tisch mit der Faust hauen.
  4. Negativismus. Ablehnende Haltung gegenüber Autoritäten, Gesetzen und Normen.
  5. Reizbarkeit. Psychologische Bereitschaft zum Angriff. Wird in Form von kurzen, groben Antworten geäußert.
  6. Verdacht. Ein Grundeinstellung zu Mitmenschen, dass sie einem nichts "Gutes" wünschen. Rührt möglicherweise aus der Projektion der eigenen Gedanken auf andere. Der Volksmund sagt dazu: "Was ich selber denk und tu, trau ich jedem anderen zu."
  7. Grollen. Wut und Neid auf andere wegen tatsächlichen oder in der Vorstellung ausgemalten Handlungen, die als Angriff empfunden werden. Oftmalls rührt der Groll aus falschen, nicht erfüllten Erwartungen von anderen.
  8. Schuldgefühle (Autoaggression). Autoaggression wird durch Gefühle hervorgerufen, die der Betroffene auf sich selbst aus tatsächlichen oder erdachten Handlungen selstreflektorisch richtet.

Ursachen der Aggression ist Angst, der oftmals ein geringes Selbstwertgefühl vorangeht. Andere Faktoren sind Frustration, Gefühl der Ohnmacht

Oftmals ist es nicht immer einfach zu erkennen, ob man Opfer oder Aggressor ist (Karpmann-Dreieck). Auf dieser Grundlage fußen Streitigkeiten.

Aggressive Menschen fühlen sich zutiefst beleidigt. Eine als ungerecht empfundene oder interpretierte Situation muss deshalb mit Hilfe der Aggression gelöst werden.

Latent aggressive Menschen erkennt man oft rein äußerlich. Anhand der Bewegungen, in der Gestik, am Sprachgebrauch, an der Tonlage der Stimme. Auch an der etwas nach vorn gerichteten Körperhaltung und einem nach unten gerichteten Kinn merkt man Menschen eine Bereitschaft zur Aggression an. Auch Unfreundlichkeit, wenn Menschen nicht grüßen und nicht lächeln sind auch eine Form eines aggressiven Verhaltens.

Aggressionsbewältigung

Quellennachweise