Balkonkraftwerk

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Balkonkraftwerke (auch Plug-in-Module, steckfertige PV-Anlagen oder Guerilla-PV-Anlagen) sind steckfertige PV-Module mit einem kleinen Wechselrichter bis 800 Watt. Die Module werden über einen Wechselrichter mittels einer Wieland-Einspeisesteckdose in das Hausnetz gespeist. Theoretisch ist aber auch eine handelsübliche 230-V-Schuko-Steckdose möglich. Balkonkraftwerke können ohne großen Aufwand von Laien installiert werden. Die einzige Limitierung besteht in der Leistungsabgabe des Wechselrichters von 800 Watt.

Ein Balkonkraftwerk kann die Stromkosten, je nach Haushalt und Verbrauchsintensität, um zehn Prozent und mehr reduzieren.

Installation und Ausrichtung

Zwei nach Ost-West ausgerichtete PV-Module auf einem Flachdach
Kurve des Ertrags an einem sonnigen Sommertag

Wie der Name suggeriert, können Balkonkraftwerke auch am Balkongeländer angebracht werden. Erfinder und Namensgeber der Balkonkraftwerke soll der deutsche Ingenieur Holger Laudeley aus Ritterhude gewesen sein.[1] Auch für Menschen, die zur Miete wohnen, ist der Betrieb einer 800-Watt-PV-Anlage in Absprache mit dem Vermieter möglich. Ebenfalls ist die Installation an einer nach Süden ausgerichteten Hausfassade denkbar. Als Standort eignet sich idealerweise ein nach Süden ausgerichtetes Dach oder ein Flachdach. Um die beste Ausbeute einer PV-Anlage zu erhalten, ist eine Südausrichtung mit 30° Neigung optimal. Mit einer Minisolaranlage deckt man eher die Grundlast als die Verbrauchsspitze ab. Deshalb ist eine Ost-West-Ausrichtung mit einem Aufstellwinkel zwischen 10° und 20° optimal, um das Tageslicht zur Stromerzeugung möglichst über den ganzen Tag zu nutzen. Mit einer Ost-West-Ausrichtung macht man zwar Abstriche bei der Mittagssonne, erhöht aber die Grundlastausbeute über den Tagesverlauf. Ein weiterer Vorteil einer Ost-West-Ausrichtung ist die bessere Ausnutzung der Dachfläche von einem Flachdach. Der Punkt gilt aber eher für größere PV-Anlagen. Aber auch den Windlasten bieten PV-Module, wie auf der Abbildung dargestellt, weniger Angriffsfläche.

PV-Anlagen bis 800 Watt Leistung können zwar ohne Elektriker angeschlossen werden, müssen jedoch zwingend angemeldet werden. Zum einen beim Marktstammdatenregister zur statistischen Erfassung der installierten Solaranlagen in Deutschland, zum anderen beim örtlichen Energieversorger (nicht mit dem Stromanbieter zu verwechseln!). Der Energieversorger ist gesetzlich verpflichtet, eine klein-PV-Anlage zu registrieren. In diesem Zuge prüft er, ob der Stromzähler die Anforderungen erfüllt. Es muss sich auf jeden Fall um einen digitalen Zähler handeln, von denen die meisten in zwei Richtungen zählen. Auch wenn der mit einem Balkonkraftwerk erzeugte und nicht selbst verbrauchte Strom nicht vergütet wird, kann man an einem digitalen Stromzähler den ins öffentliche Netz eingespeisten Strom ablesen. Eine steckfertige PV-Anlage mit einem analogen Ferraris-Zähler zu betreiben ist verboten. In diesem Fall würde die mechanisch betriebene Drehscheibe zurückdrehen.

Es gibt Betreiber von Guerilla-Kraftwerken, die ihre Anlage nicht anmelden. Das ist zwar erstmal jedem selbst überlassen. Kann aber Fragen aufwerfen, wenn der Versorger turnusmäßig den Stromzähler wechselt. Wenn es ein Zweirichtungszähler ist, wird er schnell dahinterkommen, dass man den Strom nicht angemeldet selbst erzeugt hat.

Staatliche Förderung

Manche Gemeinden fördern sogar mit einem kleineren Geldbetrag die Anschaffung einer steckfertigen Solaranlage. So z. B. in Erlangen gibt es eine Förderung in Höhe von 50 Euro pro 100 Wp. Für eine 800-Watt-Anlage hätte man in diesem Fall eine Fördersumme von 300 Euro bekommen.

Balkonkraftwerk mit Batteriespeicher

In den letzten Jahren hat sich die Technik rund um Balkonkraftwerke mit Batteriespeicher erheblich weiterentwickelt. Während solche Systeme früher als unwirtschaftlich galten, bieten sie heute – dank sinkender Preise und effizienterer Technologien – eine interessante Möglichkeit, den Eigenverbrauch deutlich zu steigern.

Moderne Speicherlösungen wie der Zendure SolarFlow, Anker SOLIX oder EcoFlow PowerStream ermöglichen es, überschüssigen Solarstrom zwischenzuspeichern und beispielsweise in den Abendstunden nutzbar zu machen. Diese Systeme sind meist modular aufgebaut und lassen sich unkompliziert in bestehende Balkonkraftwerke integrieren. Einige Modelle bieten zudem App-Anbindung zur Steuerung und Verbrauchsüberwachung.

Für Haushalte mit einem durchschnittlichen Tagesverbrauch und einer PV-Leistung von etwa 800 bis 1000 Watt kann ein Speicher mit 1 bis 2 kWh Kapazität sinnvoll sein. So lässt sich der tagsüber erzeugte, aber nicht direkt genutzte Strom speichern und gezielt später verbrauchen.

Zu beachten ist jedoch: Die Anschaffungskosten für Batteriespeicher sind nach wie vor relativ hoch. Ob sich die Investition lohnt, hängt vom individuellen Verbrauchsprofil, aktuellen Strompreisen und etwaigen Förderprogrammen ab. Alternativ kann überschüssiger Strom auch gezielt verwendet werden, etwa durch das Laden von E-Bike-Akkus, großen Powerbanks, Powerstations oder anderen Verbrauchern tagsüber.

Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz smarter Steckdosen: Sie ermöglichen es, bestimmte Geräte automatisch dann zu aktivieren, wenn ausreichend Solarstrom zur Verfügung steht – auch ohne zusätzlichen Speicher lässt sich so der Eigenverbrauch optimieren.

Mehr als zwei Balkonkraftwerke betreiben?

Die gesetzliche Lage ist momentan (Stand 2025) die, dass die Leistung der installierten Wechselrichter 800 Watt nicht überschreiten darf. Zwei steckfertige Systeme mit einem Wechselrichter über 800 Watt in Summe sind somit nicht erlaubt.

Balkonkraftwerke leisten einen großen, sowohl symbolischen als auch einen reellen Beitrag zur Energiewende. Ihre Stärke liegt ganz klar darin, dass der erzeugte Strom gleich im Haus verbraucht wird, ohne die öffentlichen Netze groß zu belasten. Ein Teil des Stroms wird dort erzeugt, wo er auch verbraucht wird.

Quellennachweise