Griechisches Feuer

Aus Wiki.sah
Version vom 25. Mai 2020, 16:23 Uhr von WikiSysop (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt.)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
 

Griechisches Feuer war eine Brandwaffe der Spätantike, die zum ersten Mal während der Belagerung von Konstantinopel zum Einsatz kam. Auch wenn es schon davor Berichte über den Einsatz von Brandwaffen gab, war diese Waffe innovativ und einzigartig. Sie ermöglichte dem Byzantinischen Reich unter anderem die Vormachtstellung in Vorderasien noch über Jahrhunderte zu festigen und die islamische Expansion zu bremsen.

Ein Soldat bedient den Siphon mit der speienden Flamme

Zum ersten Mal kam das Griechische Feuer (die Byzantiner selbst nannten es pyr thalássion („Seefeuer“) gegen das Ende des 7. Jahrhunderts während der Belagerung von Konstantinopel durch die Araber zum Einsatz. Der Erfinder der Waffe soll der griechische Architekt Kallinikos von Heliopolis gewesen sein. Die Zusammensetzung des Brandmittels ist nicht bekannt. Schon damals wurde sie zum Staatsgeheimnis erklärt. Der Abschuss des brennenden Gemischs geschah wahrscheinlich durch den Einsatz einer Doppelkolbenpumpe, um den Druck aufzubauen. Die Byzantiner nannten diese Vorrichtung Siphon. Von der Konstruktion ist nur eine einzige Abbildung überliefert.

Die brennende Flüssigkeit konnte wahrscheinlich nur einige Meter weit fliegen. Für die damaligen Verhältnisse war es eine akzeptable Entfernung. Das abgeschossene Öl brannte selbst auf dem Wasser weiter. Es war nahezu unmöglich, ein Schiff zu löschen, wenn es von der brennenden Substanz getroffen wurde. Sie brannte ähnlich wie Napalm.

Experimental-Historiker versuchten, das Gemisch nachzubauen. Man vermutet, dass die Hauptsubstanzen Salpeter, Schwefel, Phosphor und gebrannter Kalk bildeten. Als Bindemittel diente wohl Rohöl, Asphalt oder Bitumen. Das Gemisch war klebrig, haftend und schwimmend. Wenn es einmal brannte, war es nicht möglich, es mit Wasser zu löschen. Holzschiffe waren dieser Waffe schutzlos ausgeliefert. Das Zerstörungspotential war sehr groß, die psychologische Wirkung auf den Feind wahrscheinlich noch größer. Das griechische Feuer war die Wunderwaffe der ausgehenden Antike und verschaffte den Byzantinern bei der vierjährigen Belagerung Konstantinopels wohl einen entscheidenden Vorteil. Mehr noch, es verschaffte ihnen einen strategischen Vorteil für Jahrhunderte gegen die Araber, die nicht über solche Technologie verfügten.

Mit dem Verfall des byzantinischen Reichs ging auch das Wissen um das griechische Feuer verloren. Möglicherweise lag es daran, dass Byzantiner ihre Erdölquellen im Zuge der islamischen Expansion eingebüßt haben.