Lichtverschmutzung: Unterschied zwischen den Versionen

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       undurchschaubar bleibt wie die Sterne, die das Flutlicht der Skybeamer
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[[Kategorie:Magazin]]
[[Kategorie:Astronomie]]

Version vom 24. Oktober 2018, 20:35 Uhr

Mit Umweltproblemen wie Waldsterben, Luft- und Wasserverschmutzung, Strahlenbelastung durch radioaktive Abfälle, Lärmbelästigung werden wir tagtäglich in den Medien konfrontiert. Kann etwa Licht auch eine Belästigung sein? Oder sogar ein ernstes Umweltproblem darstellen?

Seien Sie mal ehrlich, wissen Sie wie die Milchstrasse aussieht? Haben Sie schon einmal die Andromeda-Galaxie oder den Orion-Nebel gesehen? Sogar solch auffallende Sternbilder wie der große oder der kleine Wagen, Kassiopeia oder der Schwan sind eine Seltenheit auf unserem lichtverseuchten Himmel. Wann hat jemand zuletzt einen sternfunkelnden Nachthimmel abseits aller Lichtquellen gesehen? Bei mir selbst dürfte das eine Weile her sein. Leider nehmen viele von uns nicht nur die Schönheit des nächtlichen Himmels kaum mehr wahr, die meisten bemerken nicht einmal, dass sie das Licht stört! Das tut es aber. Wir Menschen sind tagaktive Wesen, und wie die Evolution es so wollte, brauchen wir nachts Ruhe und Dunkelheit, um uns ausruhen zu können. Aber auch nachtaktive Tiere sind auf die Dunkelheit angewiesen, um erfolgreich jagen bzw. sich vor Feinden verstecken zu können. Angesichts dessen, dass die meisten vergessen haben, wie die Himmelsobjekte aussehen, wundert es mich nicht, warum viele die Venus oder den Jupiter für Ufo's halten(!)

Der Sternenhimmel ist ein Kulturgut. Er hat eine psychologisch-ästhetische, ehrfurchteinflössende Wirkung auf das menschliche Individuum, denn seit Jahrtausenden war er Bestandteil unseres Lebens. Er hat uns ein Gefühl der Zeit gegeben, er navigierte uns in sichere Häfen und inspirierte die Menschen aller Nationen zu Poesie und Sagen. Er war der Ursprung der antiken Götter, deren wichtigster Gott Zeus bei den Griechen oder Jupiter bei den Römern nachweislich zu der Entstehung des jüdischen Gottes Jahwe beigetragen haben, der wiederum "unseren christlichen Gott hervorbrachte". Die lichtüberfluteten Städte haben uns damit etwas Wertvolles genommen, was uns sei Jahrtausenden begleitet hat.

Sicherlich darf das Licht nicht aus einseitiger Perspektive als Ausgeburt der modernen Wegwerfgesellschaft betrachtet werden. Licht hat eine immense Bedeutung in der Entwicklung der Menschheit gespielt. Das Beherrschen des Feuers war einer der wichtigsten Meilensteine zur "Menschwerdung". Heute ist das Licht aber, wie vieles andere auch, zum Konsumgut geworden. Man geht damit leichtfertig, gedankenlos und verschwenderisch um. Ich wohne in Osnabrück in relativer Nähe zur Stadtmitte, was astronomische Beobachtungen sehr schwierig gestalten lässt; Fensterlichter, Straßenlaternen, Autoscheinwerfer, Beleuchtung in Einfahrten und Eingängen, Gartenleuchten - das alles schwillt zu einer einheitlichen Lichtglocke zusammen, die Beobachtungen nahe des Horizonts unmöglich macht. Hinzu kommt die vermeintliche Kunst, alles rings herum in noch mehr Licht einzutauchen, möglichst bunter, schriller, intensiver - illuminierte Bauwerke und Gewässer, Open-Air-Shows und Lichtspektakel aller Art. Man kann endlose Debatten über den Nutzen von nicht (ausreichend) abgeschirmten Kandelabern und Laternen, Weihnachtsbeleuchtung oder Neonreklame führen oder einfach mit minimalstem Aufwand ein wenig bewusster an die Planung und Durchführung der Lichtinstallationen herangehen. Gewiss, man kann niemandem zumuten, gänzlich auf Straßenbeleuchtung zu verzichten oder auf allseits geliebten Strahler mit Bewegungsmeldern vor Hauseingängen. Man kann diese jedoch entsprechend so gestalten, dass sie nur die Bereiche beleuchten, die sie beleuchten sollen. Man kann einzelnen Personen, aber noch wichtiger - den Städten und Gemeinden die Problematik vor die Augen führen.

Der schlimmste Feind der Astronomen, aber auch „gewöhnlicher“ Menschen und vor allem der Tierwelt sind so genannte Skybeamer. Skybeamer sind Lichtanlagen, die Licht in Form von Strahlen, die sich meist schnell bewegen, in den Nachthimmel werfen. Sie werden als Werbung von Diskotheken, Festen, Großveranstaltungen u.ä. missbraucht. Licht als Umweltverschmutzung - die Skybemer sind ein Paradebeispiel dafür. Wenn andere Lichtverschmutzungsfaktoren aus Unachtsamkeit und Unwissenheit entstehen, missbrauchen die Betreiber solcher Lichtanlagen den Sternenhimmel als kostenlose Werbefläche auf eine arrogante und mutwillige Art und Weise.

Folgende Gründe sprechen gegen den Einsatz von Skybeamern:

  • Zugvögel fühlen sich irritiert, verfliegen sich und kommen nicht selten zum Absturz.
  • Nachtaktive Tiere wie Fledermäuse oder Eulen, werden bei der Jagt gestört.
  • Gefährdung des Luft- und Bodenverkehrs.
  • Einige ältere Menschen werden an die Flakscheinwerfer während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg erinnert.
  • Es ist nicht leicht, die Quelle, aus der das Licht entströmt, zu finden. Der Zweck der Werbung, dass das Licht potentielle Besucher aus der Umgebung anlocken würde, ist äußerst uneffektiv.
  • Und nicht zuletzt die Profi- und Amateurastronomen, für die tanzende Strahlen am Himmel die Beobachtungen unmöglich machen.

Da wäre einmal der Karmann-Turm, der Nacht für Nacht eine dicke diffuse Lichtsäule in den Himmel wirft, Pentagon - eine örtliche Diskothek, die an Wochenenden den Himmel in eine Tanzfläche verwandelt, und sogar gelegentlich die Stadtwerke.

Ist das etwa der Vorspann zu "Independence Day 2" oder die neue Version von Herbert George Wells' "Der Krieg der Welten"? Ein Blick von meiner "Sternwarte" aus in Richtung Innenstadt. Osnabrück by Night. Die beiden bläulich schimmernden Lichtfluten, die wie nach oben gerichteten überdimensionalen Scheinwerfer aussehen, gehören den Diskotheken Alando Palais und Pentagon. Die Lichtsäule vom Karmann-Turm. Kann fotografisch nur teilweise erfasst werden. Bei wolkenverhangenem Himmel, wenn das Licht die Wolkendecke von unten beleuchtet, meint man, es wäre der zweite Mond, der da hindurchschimmert.

Zum ersten Mal sah ich das grüne Licht Anfang zweiter Hälfte 2001, als die Osnabrücker Stadtwerke ihren hundertjährigen Jubiläum feierten. Zu diesem Anlass eröffneten sie eine Kunstausstellung zum Thema Elektrizität "Schicht im Schacht. Licht im Schacht." und installierten rings um die Stadt herum mehrere Lichtanlagen, die jeden Tag mit Einbruch der Dunkelheit eingeschaltet wurden. Intensiv leuchtende grüne Lichtstrahlen, wie oben auf dem Bild zu sehen, durchzogen den Osnabrücker Nachthimmel. Noch in 50 Kilometer Entfernung sollen die Laserstrahlen sichtbar gewesen sein. Der Terror hatte erst Monate später ein Ende, nach einer Beschwerde seitens der Bundeswehr.

Mitte Mai 2002 war das grüne Laserlicht erneut gute zwei Wochen lang zu sehen, auch wenn es diffuser erschien, dafür jedoch schneller rotierte. Ich machte mich im Internet auf die Suche nach dem Störenfried. Welch wichtiges Ereignis mochten wohl diesmal die giftgrünen Strahlen bekunden? Ob es an meinen Recherchefähigkeiten lag oder einfach daran, dass ich die eine oder andere Stunde mehr in die Nachforschungen hätte investieren sollen, aber ich wurde nicht fündig!

Ist das nicht abartig? Der Betreiber macht sich so einen Aufwand, auf sich bzw. seine Veranstaltung Aufmerksamkeit zu lenken, wohlgemerkt auf Kosten der Sicherheit, der Umwelt und einfach zum Ärger vieler Menschen. Und wo bleibt letztendlich der Sinn, wenn die Aussage der Werbung so undurchschaubar bleibt wie die Sterne, die das Flutlicht der Skybeamer überstrahlt?