Passive Aggressivität: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild: Le gioie die casa, by Pietro Saltini (1839 - 1908).jpg|thumb|350px|Häuslicher Streit, [[Pietro Saltini]]]]
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Die '''passive Aggressivität''' entsteht, wenn ein Mensch einen aktiven Gefühlsausbruch aus Angst, Scham oder Unfähigkeit nicht ausleben kann oder darf. Die Hauptmerkmale der passiven Aggresivität sind emotionale Abkapselung, Gefühlskälte und Anschweigen.
Die '''passive Aggressivität''' entsteht, wenn ein Mensch einen aktiven Gefühlsausbruch aus Angst, Scham oder Unfähigkeit nicht ausleben kann oder darf. Die Hauptmerkmale der passiven Aggresivität sind emotionale Abkapselung, Gefühlskälte und Anschweigen. Nach außen wird die Wut in Form von zugeknallten Türen sowie anderen polternden Geräuschen oder Bewegungen getragen.


== Ursachen ==
== Ursachen ==

Version vom 15. Juni 2020, 10:17 Uhr

 
Häuslicher Streit, Pietro Saltini

Die passive Aggressivität entsteht, wenn ein Mensch einen aktiven Gefühlsausbruch aus Angst, Scham oder Unfähigkeit nicht ausleben kann oder darf. Die Hauptmerkmale der passiven Aggresivität sind emotionale Abkapselung, Gefühlskälte und Anschweigen. Nach außen wird die Wut in Form von zugeknallten Türen sowie anderen polternden Geräuschen oder Bewegungen getragen.

Ursachen

Die Präferenzen für die Entwicklung der passiven Aggressivität entwickeln sich in der Kindheit. Wenn Eltern es dem Kind verbieten, seine Aggressionen aktiv und offen auszuleben, lernt es, sie versteckt auszutragen. Denn es wurde ihm beigebracht, dass Konfliktsituationen mit ausgetragener Aggression schlecht seien. Aber die Aggression löst sich nicht in der Luft auf, nur weil sie nicht gezeigt wird. Deswegen entwickeln Kinder Strategien, sie anders zu verpacken, ihre Wut zu kaschieren. So lernen die Kinder, gegenüber anderen passiv-aggressiv aufzutreten.

Die passive Aggressivität äußert sich wie folgt:

  1. Unterdrückung der Wut.
  2. Passiv-aggressive Menschen haben es oftmals schwer, nein zu sagen. Denn ein nein ist ein Akt einer direkten Aggression. Sie willigen oft gegen ihren Willen ein, was ihre angestauten Aggressionen noch weiterwachsen lässt.
  3. Unfähigkeit oder Unwille, über eigene Empfindungen zu sprechen. Auf ein "Wie geht es dir?" antworten passiv-aggressive Menschen meist einsilbig mit "gut". Auch wenn offensichtlich ist, dass der Mensch mit irgendwas belastet ist, lässt er niemanden an sich heran. Auf Nachfrage würde er höchstens sagen: "Nein, nein. Es ist alles in Ordnung." Die Gefühle zu offenbaren oder auszusprechen, fällt es den Betroffenen sehr schwer.
  4. Ignorieren der zu bestrafenden Person, sich anschweigen. Dieses Verhalten ist sehr typisch für die passive Aggressivität. Der Aggressor kann mit banalem Anschweigen einen sehr großen Schaden bei der anderen Person anrichten. Über einen sehr langen Zeitraum verliert der passive Aggressor kein Wort und reagiert auch nicht emotional. Es entsteht eine emotionale Blockade. Sie kann Tage oder gar Wochen andauern. Nach außen wird die Aggression nicht gezeigt und auch nicht ausgetragen. Dennoch erleidet der andere Mensch einen emotionalen Schmerz. Das ist auch das Ziel des Aggressors. Häufig ausgetragener „Kalter Krieg“ zwischen zwei Menschen kann die Beziehung nachhaltig stören. Das ist ein sehr rücksichtsloses Verhalten gegenüber dem anderen. Darüber hinaus stellt der Aggressor den anderen vor die Aufgabe, klären zu müssen, welche Umstände zu dieser Reaktion geführt haben. Die Schuldfrage verlagert sich zu Ungunsten der Person, die bereits ohnehin einer lang andauernden emotionalen Kälte ausgesetzt wurde.
  5. Provokation. Manche passiv-aggressive Menschen provozieren einen Wutausbruch bei anderen. Wenn der Provozierte schließlich einen Streit vom Zaun bricht, wird die eigene Verantwortung auf ihn übertragen. Meistens wird das eigene Verhalten von passivem Aggressor nicht bewusst wahrgenommen.

Passiv-aggressive Menschen handeln unreif und infantil. Das eigene Verhalten wird meistens nicht hinterfragt und reflektiert. Die Verantwortung für die Lösung des Konflikts wird auf andere Menschen übertragen. Typisch sind noch folgende Merkmale:

  • Kleinere, unauffällige Sabotagen und Gemeinheiten. So, dass es keiner sieht.
  • Lästern, hinter dem Rücken reden, bewusstes Verbreiten von Gerüchten.

Der wichtigste Aspekt, der hinter passiver Aggressivität steckt, ist Manipulation.

"Ich möchte, dass du etwas anderes machst oder dich anders benimmst. Andernfalls hast du wieder mit der gleichen Reaktion zu rechnen. Mach dir Gedanken, warum ich mich schlecht fühle und lauf mir nach. Ich bestimme die Regeln."

Ein passiv-aggressiver Mensch ist nicht in der Lage, seine Wut offen zu zeigen. Oder er hat Angst davor. Er kann nicht aktiv mit Menschen kommunizieren, schon gar nicht auf einer Konfliktebene. Deswegen wird seine Wut versteckt geäußert, so dass es keiner merkt. Immer so, um nicht sofort einen offenen Konflikt auszutragen.

Wenn die passive Aggressivität gegen einen Menschen gerichtet wird, entzieht sich der Aggressor der Verantwortung. Er spielt den Ball seinem Streitpartner zu und überträgt die Verantwortung für den Streit auf ihn. Er muss jetzt die Konfliktsituation aktiv lösen. Derjenige, der den Streit provoziert hat, ist in der Perspektive des Saubermanns.