Religion: Unterschied zwischen den Versionen

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== Entstehung ==
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Alle Religionen nahmen ihren Ursprung im Versuch des Menschen, natürliche Vorgänge erklären zu wollen. Entzogen sich diese dem Verständnis der Menschen, schuffen sie Gestalten und Wesen, die für bestimmte ([[Meteorologie|meteorologische]] und [[Geophysik|geophysische]]) Prozesse verantwortlich waren. Auch gesundheitsbezogene Ängste und körperliche Veränderungen, Krankheit und Genesung, Geburt und Tod konnten von den Menschen früher nicht beeinflusst werden. Somit war man von den Launen einer dafür zuständigen Gottheit abhängig.
Alle Religionen nahmen ihren Ursprung im Versuch des Menschen, natürliche Vorgänge erklären zu wollen. Entzogen sich diese dem Verständnis der Menschen, schuffen sie Gestalten und Wesen, die für bestimmte ([[Meteorologie|meteorologische]] und [[Geophysik|geophysische]]) Prozesse verantwortlich waren. Auch gesundheitsbezogene Ängste und körperliche Veränderungen, Krankheit und Genesung, Geburt und [[Tod]] konnten von den Menschen früher nicht beeinflusst werden. Somit war man von den Launen einer dafür zuständigen Gottheit abhängig.


Die Grenze zwischen [[Okkultismus]], [[Esoterik]], [[Sekte]]n und [[Weltreligionen|(anerkannten) Religionen]] ist fließend.
Die Grenze zwischen [[Okkultismus]], [[Esoterik]], [[Sekte]]n und [[Weltreligionen|(anerkannten) Religionen]] ist fließend.

Version vom 10. Juni 2021, 15:06 Uhr

Marienikone aus dem 10. Jahrhundert

Eine Religion wird im klassischen Sinn als eine Vorstellung des Menschen über ein oder mehrere mystische Wesen, die Einfluss auf die Handlung und das Schicksal jedes Einzelnen nehmen, verstanden. Die/das Wesen werden als Götter bezeichnet. Götter sollen über paranormale Kräfte verfügen und unsterblich sein, höchstens nur von ihresgleichen getötet werden können. Menschen kommunizieren mit Göttern mit Hilfe von Gebeten und Opfergaben. Die oberste Hierarchie der Zugehörigkeit zum Gott bilden Prister, die in den dafür vorgesehenen Kultstätten (Gotteshäusern) die Vermittlung zwischen Gott und Menschen übernehmen.

Was eine Religion attraktiv für Menschen macht, dass sie eine vollständige Beschreibung der Welt anbietet. Besonders früher, als Menschen die Zusammenhänge der Naturereignisse noch nicht vollständig verstanden, gab die Religion Antworten auf die Fragen.

Entstehung

Alle Religionen nahmen ihren Ursprung im Versuch des Menschen, natürliche Vorgänge erklären zu wollen. Entzogen sich diese dem Verständnis der Menschen, schuffen sie Gestalten und Wesen, die für bestimmte (meteorologische und geophysische) Prozesse verantwortlich waren. Auch gesundheitsbezogene Ängste und körperliche Veränderungen, Krankheit und Genesung, Geburt und Tod konnten von den Menschen früher nicht beeinflusst werden. Somit war man von den Launen einer dafür zuständigen Gottheit abhängig.

Die Grenze zwischen Okkultismus, Esoterik, Sekten und (anerkannten) Religionen ist fließend.


Der Glaube sowie die damit verbundenen rituellen Handlungen und Praktiken werden als Religion bezeichnet.


Alle Anhänger einer Religion sind davon überzeugt, dass nur ihre Religion den alleinigen Anspruch auf absolute Wahrheit hat.

Die Religionen lassen sich in animistische, polytheistische und monotheistische Religionen aufteilen. Die Wissenschaft, die sich mit der (christlichen) Religion befasst, heißt Theologie.

Religionen sind stark kulturell verankert. Sie ziehen sich durch Sprache und Alltag durch. Auch wenn Menschen prinzipiell nicht an die übernatürliche Mystik glauben, nimmt die jeweilige Religion dennoch traditionsbedingt einen großen Stellenwert im Leben der Menschen ein.

Eine Religion muss nicht zwangsläufig spiritueller Natur sein. Der israelische Historiker Yuval Noah Harari vertritt die Meinung, dass ideologische Konstrukte wie Kommunismus oder Nationalsozialismus alle Voraussetzungen für eine Religion erfüllen.[1] Ebenso wie anerkannten Religionen wird beispielsweise im Kommunismus an eine übermenschliche Ordnung geglaubt, der sich alle Anhänger beugen müssen. Heilige Bücher (Das Kapital, Lenins Werke), Propheten (Karl Marx, Wladimir Lenin), religiöse Feiertage (Tag der Oktoberrevolution, Tag der Arbeit), Wallfahrtsorte (Lenins Mausoleum), Hexenverfolgung (Repressionen), hohe Priester (Parteibonzen, Kommissare), religiöse Einheitskluft (Budjonowka, Pionierhalstuch), Ikonen (Lenin-Bilder, propagandistische Stalin-Bilder im Licht einer glorreichen kommunistischen Zukunft), Märtyrer (Helden der Oktoberrevolution), Heilige Kriege (Der russische Bürgerkrieg, Der grosse vaterländische Krieg) und gar Häretiker (Trotzkisten) - all das ist in einer Ideologie wie dem Kommunismus genauso vorhanden wie in einer Religion wie dem Christentum.

Wie der russische Altorientalist und Historiker Igor Michailowitsch Djakonow in seiner Autobiografie "Das Buch der Erinnerung" (Книга воспоминаний) schreibt:

Uns wurde erklärt, weil der Marxismus die wahre wissenschaftlich Lehre sei („die Lehre des Marxismus ist unbesiegbar, weil sie wahrhaftig ist), kann es keine Wahrheit geben, die dem Marxismus widerspräche.

Aber nicht nur Ideologie, die die Freiheit des Menschen beschneiden, können mit einer Religion gleichgesetzt werden. Laut Harari können von Menschen geschaffene Modelle wie Kapitalismus oder gar der Humanismus ebenfalls per definitionem mit vollem Recht Religionen genannt werden.


Einzelnachweise

Siehe auch