Schimpanse

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Schimpanse
Schimpanse
Systematik
Ordnung: Primaten (Primates)
Unterordnung: Trockennasenaffen (Haplorhini)
Teilordnung: Altweltaffen (Catarrhini)
Überfamilie: Menschenartige (Hominoidea)
Familie: Menschenaffen (Hominidae)
Gattung: Schimpansen (Pan)
Art: Gemeiner Schimpanse
Wissenschaftlicher Name (Latein)
Nomenklatur: Pan (Oken, 1816)
Unterarten
ssp.: Gemeiner Schimpanse (Pan troglodytes)
Bonobo (Pan paniscus)


Morphologie und Verbreitungsgebiet

  • Größe: 1 bis 1,7 Meter
  • Gewicht
    • Männchen: 35 bis 70 kg
    • Weibchen: 25 bis 50 kg
  • Verbreitungsgebiet: Mittelafrika

Interessante Fakten

  • Schimpansen sind beim vergleichsweise geringen Körpergewicht sehr starke Tiere. Trotz des Fehlens genauer Messdaten zeigt die Praxis, dass ein Schimpanse um einiges stärker als ein durchschnittlicher Mann ist. Der englische Paläoanthropologe Alan Walker von der Pennsilvania State University publizierte in der Fachzeitschrift Current Antropology, dass ein ausgewachsener männlicher Schimpanse mit einer Hand mehr als 380 kg heben kann.
  • Die genetische Verwandschaft des Schimpansen mit dem Menschen beträgt 99,6%[1],[2]. Die genetische Nähe ist derart offensichtlich, dass viele Forscher den Schimpansen in der Gattung Homo sehen wollen.[3]
  • Immer wieder tauchen Berichte in den Medien über Zigaretten rauchende Schimpansen auf. Die meisten Tiere leben entweder in Zoos oder haben allgemein einen engen Kontakt zu den Menschen. Viele Schimpansen werden daraufhin zu Kettenrauchern und reagieren tobend, falls man ihnen den Zugang zu der Droge verwehrt.[4][5][6][7]

Schimpansen leben in lockeren Gemeinschaften von 20 bis 60 Individuen beiderlei Geschlechts und allen Altersgruppen zusammen. Sie kommen ausschließlich in Afrika vor und leben in Wäldern oder auch in Savannen. Männchen erreichen eine Größe bis 1,70 m, Weibchen bis 1,30 m. Sie werden bis zu 50 Jahre alt.

Nach einer Tragezeit von acht Monaten wird ein zunächst völlig hilfloses Schimpansen-Jungen geboren, das gänzlich auf die Zuwendung seiner Mutter angewiesen ist. Schimpansenkinder, ähnlich wie Menschenbabys, müssen ihre Umgebung durch Erlernen erkunden. Sie unternehmen ihre ersten Gehversuche erst mehrere Monate nach der Geburt, im Alter von etwa 6 Jahren fallen ihnen die Milchzähne heraus und sie weisen oft ein Leben lang eine Art Verwandtschaftsbeziehung zu ihren Müttern und Geschwistern.

Schimpansen verständigen sich oft untereinander mit Gesten, die den Menschen vertraut vorkommen. Bei der Nahrungsbeschaffung gebrauchen sie oft Werkzeuge, mehr als jede andere Spezies im ganzen Tierreich. Trotz intensiver Freilandstudien ist die Benutzung von Werkzeugen weder bei Gorillas noch bei Gibbons nachgewiesen worden, und bei Orang-Utans kommt der Werkzeuggebrauch nur vereinzelt vor.

Zum Beispiel kommen die Schimpansen an unzugängliches, in Ritzen gesammeltes Wasser heran, indem sie Blätter zu einer festen Masse zerkauen und diese als Schwamm benutzen, um das Wasser anschließend auszusaugen. Sie benutzen lange, entastete Zweige, um Termiten aus ihren unterirdischen Höhlen zu "angeln". Dazu stecken sie die Stöckchen in die Termitengänge hinein, warten, bis diese sich ein einer Abwehrreaktion daran festklammern, um sie anschließend zu verspeisen. Dabei gehen sie mit einer geradezu verblüffenden Planmäßigkeit ans Werk: Auf dem Weg zum Termitennest sammeln sie bereits mehrere Äste und Grashalme verschiedener Größe, um dann die zu verwenden, die gerade passen.

Hartschalige Nüsse werden oft ebenfalls mit Hilfe von Werkzeugen geöffnet. Dazu nehmen Schimpansen einen Stein oder flache, feste Wurzeln als Unterlage. Zu diesem tragen sie so viele Nüsse, wie sie auf einmal fassen können, legen sie auf die Unterlage und zerschlagen sie mit einem ca. ein Kilogramm schweren Stein oder einem massiven Stock. nIm Werkzeuggebrauch bilden sie lokale Gruppen, die in einer Art Tradition das Erlernte von Generation zu Generation weitergeben. "So wurde das Termitenfischen in einigen ostafrikanischen Savannengebieten beobachtet, während die «Nussknacker-Schmieden» bisher nur aus dem westafrikanischen Tai-Wald bekannt sind."[8]

"Ein weiteres Beispiel für Werkzeuggebrauch bei Schimpansen ist die Verwendung von Knüppeln als «Waffen»: Der niederländische Zoologe Adriaan Kortlandt hat einmal an Orten, wo wilde Schimpansen leben, einen ausgestopften Leoparden so verborgen, dass er plötzlich aus seinem Versteck hervorgezogen werden konnte. Tat er das, wenn nichtsahnende Schimpansen anwesend waren, so kam es stets zu einem unglaublichen Aufruhr. Manche von ihnen packten in der Folge Knüppel und Stöcke, schwangen sie in einem «Imponiertanz» herum und warfen sie gegen den Leoparden, ja in gewissen Fällen schlugen sie sogar gezielt und wuchtig auf den Fressfeind ein."[9]

In kleinen Gruppen patrouillieren Schimpansen bei der Nahrungsbeschaffung in ihren zehn bis fünfzig Quadratkilometer großen Reviers. Treffen sie auf einen Schimpansen aus einem anderen "Clan", verprügeln sie ihn. Manchmal führen zwei benachbarten "Clans" kriegerische Auseinandersetzungen, bei deren Zusammenstößen gelegentlich menschlich-barbarische Verhaltensmerkmale auftreten, wie z. B. Glieder verdrehen, Haut ausreißen und Blut trinken, als wollen sie ihren Feind entstellen, ihn entwürdigen. Schimpansen, die sich nicht nur von Früchten ernähren, sondern gelegentlich kleine Affen und Antilopen ergattern, teilen sich die Beute im Gegensatz zu Pavianen mehr oder weniger gerecht auf.

Schimpansen sind zweifellos die intelligentesten Spezies nach Menschen. Sie sind noch enger mit dem Menschen verwandt als sie es mit Gorillas sind. Tests haben gezeigt, dass die Tiere in der Lage sind, sich die Ziffern fünfstelliger Zahlen zu merken und in eingeschränktem Maße die Zahlen von 1 bis 9 zu gebrauchen. Sie besitzen ein für Affen vergleichsweise großes Gehirn, dessen Volumen fast die Hälfte des menschlichen Hirns beträgt.

Aus anatomisch bedingten Gründen sind alle Versuche gescheitert, Schimpansen das Sprechen beizubringen. Erstaunliche Ergebnisse sind jedoch mit American Sign Language (ASL) erzielt worden, einer einfachen Gebärdensprache. "Durch das richtige Kombinieren von Wörtern, die unabhängig voneinander gelernt wurden, beweisen Schimpansen, dass sie ihre Erfahrungen nicht bloß sprachlich abbilden, sondern sie klassifizieren, um sie anderweitig verwenden zu können. Das heißt wiederum, dass Schimpansen denken können. Auch kombinieren sie verschiedene Wortzeichen um ihnen unbekannte Begriffe zu definieren (z. B. Gurke als grüne Banane beschrieben). Schimpansen können weiterhin transponieren, das heißt, Ereignisse auch zu einem anderen Zeitpunkt als dem des Geschehens, in der Sprache aufgreifen. Damit beweisen sie Gedächtnis.

Die American Sign Language geben sie an ihre Kinder und andere Schimpansen weiter. Schimpansen aus Sprachversuchen und also bei Menschen aufgewachsen sind, betrachten sich oft als Menschen. Wenn sie z. B. Fotos nach Menschen und Tieren sortieren sollen, so legen ihr Bild zu den Menschen." 2 Außerdem erkennen sie sich problemlos im Spiegel, was ein Indiz dafür ist, dass sie einen Begriff von sich selbst haben müssen. Menschliche Kinder fangen in der Regel an, sich ab dem 18. bis 24. Monat im Spiegel zu erkennen.

In den letzten Jahrzehnten ist der Bestand der Schimpansen stark dezimiert worden. Es gibt nur noch etwa 100.000 Schimpansen in West- und Zentralafrika. Das Fleisch der Tiere ist dort sehr begehrt, viele fallen oft sinnlosen Tierversuchen zum Opfer. Auch weiterhin werden Schimpansen von Wilderern gefangen, wobei sie meist auf Kleinkinder aus sind. Erwachsene Tiere, die ihre Kinder zu beschützen versuchen, werden dabei umgebracht.

Schimpansen sind in der Roten Liste als gefährdet eingestuft.

Quellennachweise und Fußnoten