Schneeball Erde

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(engl. Snowball Earth)

Die Schneeball Erde ist eine Hypothese, die eine komplette Vereisung der Erde zwischen Ediacarium und Cryogenium (ca. vor 850 - 630 Millionen Jahren) postuliert. Die Hypothese wurde vom US-amerikanischen Geologen Joseph L. Kirschvink aufgestellt, um die auf Gletscher zurückgeführten Sedimentenablagerungen in Äquatornähe zu erklären. Die vollständige Vereisung der Erde hat laut der Hypothese die Evolution der Eukaryonten beschleunigt.

Dass die Cryogenische Eiszeit in dem besagten Zeitraum auf der Erde herrschte, ist eine unumstrittene Tatsache. Mindestens vier Vereisungen lassen sich zwischen 750 bis 580 Millionen Jahren in fast allen Gegenden der Erde nachweisen. Umstritten bleibt jedoch, dass die Erde global vereist war. Der Grund für die Vereisung soll das Auseinanderbrechen des damals bestehenden Superkontinents Rodinia gewesen sein. Laut der These haben aufgrund der Klimaveränderung die vermehrten Niederschläge das Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre rausgewaschen und im Gestein gebunden.

Argumente für die komplette Vereisung der Erde

  • Funde von Sedimentserien aus glazigenen Vorgängen in China, Australien und Afrika
  • Verminderte Biomasseproduktion in dem Zeitfenster (Paul Hoffman, Daniel Schrag et al., 1998)

Argumente gegen die komplette Vereisung der Erde

  • Es ist nicht eindeutig nachweisbar, dass die Funde der eiszeitlichen Spuren damals in Äquatornähe gelegen haben. Eine verlässliche Rekonstruktion der Lage von Kontinenten aus dem Proterozoikum ist mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.
  • Eine globale Vereisung hätte die auf Photosynthese angewiesene Lebensformen nahezu unmöglich gemacht.
  • Es gilt als nachgewiesen, dass die auf eine Kältezeit folgende atmosphärische CO2-Minderung im zeitlichen Versatz von einigen hundert Jahren der Temperatur folgt und nicht umgekehrt (Monnin, Petit et al.)
Der Jupitermond Europa

Situation außerhalb der Erde

Die Schneeball-Erde-Hypothese erfreut sich vor allem in der populärwissenschaftlichen Literatur großer Beliebtheit. Allerdings wird sie mangels hinreichenden, eindeutigen Belegen wohl immer eine Hypothese bleiben. Bei den äußeren Himmelskörpern des Sonnensystems ist eine komplette Vereisung hingegen keine Seltenheit. So sind die meisten großen Monde der Gasriesen vom Eis bedeckt. Beim Jupitermond Europa (sowie beim Ganymed und Kallisto) wird die Möglichkeit eines hypothetischen Ozeans unter einer mehrere Kilometer dicken Eisschicht diskutiert. Auch Leben wäre auf diesen Monden nahe hydrothermalen Quellen vorstellbar.


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