Schuldgefühle

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Orestes wird von Furien gehetzt, Adolphe-William Bouguereau, 1862

Schuldgefühle sind negativ besetzte Gefühle, die aus einer von außen auf die Person projizierten Erwartungshaltung entstanden. Die negativen Emotionen entstehen sowohl aus erlebten als auch aus fiktiven Situationen heraus, die uns mit einem bereits erlebten Bestrafungsmuster konfrontieren. Schuldgefühle zwingen uns dazu, der Erwartungshaltung unserer unmittelbaren Umgebung gerecht zu werden. Was würde man von uns denken, wenn wir etwas so uns so machen und so und so handeln?

Die Verhaltensregeln, um der Erwartung von außen gerecht zu werden, entstehen in den ersten Lebensjahren. Durch die Eltern und das soziale Umfeld. Besonders die Eltern sind oftmals unbewusst bemüht, ihren Kindern ein Verhaltensmuster aufzuprägen, durch das sie leichter zu kontrollieren wären. Dieses Muster ist nach dem Loben-Bestrafen-Prinzip aufgebaut. Im Volksmund treffend als Zuckerbrot und Peitsche formuliert.

Resultierend aus dem Schuldgefühlenkomplex, können die schuldauslösenden Gedanken die Lebensqualität stark einschränken. Der psychologische Druck kann sehr belastend sein und uns eine Menge Energie kosten. Schuldgefühle sind destruktive Kräfte, die der Persönlichkeitsentfaltung entgegenwirken. Man soll sich von ihnen nicht vereinnahmen lassen, da es sich in aller Regel um fiktive Konstrukte im Kopf handelt. Die Muster in der Form "wenn du etwas anders tust, als ich es will, wirst du bestraft" werden in der Kindheit verankert. Im Berufsleben und in der Partnerschaft, wenn wir auf entsprechende Personen treffen, kann dieses, uns bereits bekannte Muster, noch weiter verstärkt werden. Wenn wir vorbelastet sind, begeben wir uns intuitiv in diese Rolle.

Schuldgefühle sind oftmals unsere Achillesferse. Sie bieten Angriffspunkte für Manipulationen aller Art an unserem inneren Ich. Die Manipulatoren agieren stets nach der Formel: "Du musst das machen, was ich dir sage. Denn du bist Schuld." Sie versuchen den Menschen ein Schuldgefühl aufzuzwingen, um die Kontrolle zu erlangen oder sich über jemanden zu erheben. Meistens handeln die Manipulatoren unbewusst. Und sie üben umso mehr Macht aus, je näher sie der Person stehen. Oftmals sind es Eltern oder der Lebenspartner. Solche Personen schlüpfen sehr schnell in die Rolle des Manipulators, wenn das potentielle Opfer seiner Schuld bewusst ist und sich übermäßig oft entschuldigt. Die Manipulatoren, die die Regeln festlegen, entschuldigen sich dagegen so gut wie nie. Sie handeln immer richtig und sind unfehlbar. Nach außen geben sie das Bild eines Menschen ab, der immer richtig handelt.

Niemand hat das Recht, über Sie zu urteilen oder Sie in Schranken zu weisen. Sie haben das Recht, Sie selbst zu sein. Wenn man sich akzeptiert, verschwindet auch die Angst vor der Bestrafung.