Klimatische Prognose für den Winter 2025/2026 in Deutschland

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Die Prognose für den Winter 2025/2026 in Deutschland stützt sich auf die Auswertungen mehrerer Langfristmodelle (u. a. ECMWF, NOAA-CFSv2), die Einflüsse des Polarwirbels, der Nordatlantischen Oszillation (NAO) und der ENSO-Lage berücksichtigen. Solche Vorhersagen sind keine exakten Wetterprognosen, sondern Wahrscheinlichkeitsabschätzungen auf Basis großräumiger Zirkulationsmuster und aktueller Beobachtungen.

Die aktuelle Lage ist von auffälligen Kälteeinbrüchen im Frühherbst 2025 geprägt. Bereits Anfang Oktober meldeten mehrere Regionen in Mittel- und Süddeutschland Frostnächte und frühe Schneefälle in höheren Lagen [1][2]. Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass sich ein stabiler Kaltluftkomplex über Nordeuropa etabliert hat, der wiederholt polare Luftmassen nach Mitteleuropa lenken kann.

Grundlage der Prognosen sind Temperatur- und Druckanomalien gegenüber dem Referenzzeitraum 1991–2020, ergänzt um Meeresoberflächentemperaturen und Stratosphärendaten. Besonders beachtet wird der Zustand des Polarwirbels: Mehrere Modellreihen zeigen Anzeichen für eine mögliche Schwächung oder Aufspaltung des Wirbels, was Kältewellen in Europa begünstigen könnte [3].

Im Folgenden werden die derzeitigen Hinweise auf einen potenziell unterkühlten Winterverlauf erläutert, ergänzt um Vergleichsdaten früherer Winter und statistische Muster der letzten Jahrzehnte.

Temperaturentwicklung: Hinweise auf einen kalten bis stark unterkühlten Winter

Anders als in den Vorjahren zeigen mehrere Modellläufe eine deutliche Tendenz zu unterdurchschnittlichen Temperaturen für Mitteleuropa. Im Vergleich zum Mittelwert 1991–2020 könnten die Abweichungen bei –1,0 bis –2,5 °C liegen [4].

Ursache hierfür sind mehrere Faktoren:

  • Eine anhaltende negative NAO-Phase, die Hochdruck über dem Nordatlantik und blockierende Kaltluftzufuhr aus dem Norden begünstigt.
  • Ein geschwächter Polarwirbel, der durch Stratosphärenwellen gestört werden könnte.
  • Eine ungewöhnlich kalte Arktisregion im Frühherbst 2025, die stabile Kältepolster aufbaut.

Besonders die Monate Januar und Februar 2026 könnten von ausgeprägten Kältephasen betroffen sein. Einzelne Simulationen rechnen mit längeren Frostperioden bis in die Niederungen hinein und regionalen Tiefstwerten unter –15 °C.

Im Vergleich dazu war der Winter 2024/25 zwar mild, doch ähnliche Trendwechsel traten in der Vergangenheit mehrfach auf. Der Winter 2009/10 war nach mehreren warmen Wintern ebenfalls stark unterkühlt. Ein vergleichbarer Mechanismus könnte auch diesmal wirken, wenn sich die blockierenden Hochdruckmuster über dem Nordatlantik stabilisieren [5].

Niederschlag und Schneefall: erhöhte Schneewahrscheinlichkeit

Sollte sich die Kaltluftdominanz durchsetzen, sind überdurchschnittliche Schneemengen in weiten Teilen Deutschlands denkbar. Mehrere Szenarien sehen eine Neigung zu feuchten West- bis Nordlagen, die bei tieferen Temperaturen ergiebigen Schneefall bringen könnten [6].

Für Dezember 2025 wird eine wechselhafte Witterung erwartet – mit frühen Schneefällen in Mittelgebirgslagen und möglichem Dauerfrost in Ostdeutschland. Der Januar 2026 könnte den Höhepunkt des Winters darstellen, mit wiederholten Kälteeinbrüchen, Schneestürmen und Glatteisereignissen.

Besonders betroffen wären:

  • Norddeutschland: wiederkehrende Schneefälle durch Nordostströmungen.
  • Ostdeutschland: längere Frostphasen und stabile Schneedecken.
  • Süddeutschland: anhaltende Schneelage in Höhenlagen, aber auch Frost in tieferen Tälern.

Im Alpenvorland und in den Mittelgebirgen könnte die Schneehöhe überdurchschnittlich ausfallen. Selbst in Ballungsräumen sind bei stabilen Nordlagen mehrere Schneetage hintereinander möglich.

Einflussfaktoren: Polarwirbel, NAO und ENSO

Die aktuellen Stratosphärendaten zeigen einen instabilen Polarwirbel, der empfindlich auf Erwärmungsimpulse aus der Troposphäre reagiert. Eine sogenannte plötzliche Stratosphärenerwärmung (SSW) gilt als einer der stärksten Auslöser für nachfolgende Kältephasen in Europa. Sollte es im Dezember 2025 zu einer solchen Störung kommen, wäre eine nachhaltige Kälteperiode im Januar und Februar sehr wahrscheinlich [7].

Parallel dazu befindet sich der ENSO-Zyklus laut NOAA-Beobachtungen in einer neutralen bis leicht La-Niña-ähnlichen Phase, was die Strömungsmuster in der Nordhemisphäre beeinflussen kann [8]. La-Niña-Phasen sind häufig mit kälteren und niederschlagsreicheren Wintern in Mitteleuropa verbunden.

Die Kombination aus einer negativen NAO, einem schwachen Polarwirbel und einem neutralen ENSO-Signal erhöht die Wahrscheinlichkeit eines unterkühlten Winters. Meteorologisch betrachtet wäre dies ein Szenario mit einer hohen Variabilität: milde Zwischenphasen, aber dazwischen teils markante Kälteperioden.

Fazit und Prognoseausblick

Die derzeitigen Modellrechnungen und Frühindikatoren sprechen dafür, dass der Winter 2025/2026 deutlich kälter ausfallen könnte als die letzten Jahre. Zwar bestehen Unsicherheiten, doch die Kombination aus blockierenden Hochdrucksystemen, einer möglichen Stratosphärenstörung und einem neutralen ENSO-Signal deutet auf einen überdurchschnittlich kalten bis sehr kalten Winter hin.

Zusammengefasst:

  • Wahrscheinliche Temperaturabweichung: –1,0 bis –2,5 °C gegenüber 1991–2020.
  • Erhöhte Schneefallwahrscheinlichkeit in nahezu allen Landesteilen.
  • Risiko für lang anhaltende Frostperioden im Januar und Februar 2026.
  • Einzelne milde Phasen möglich, aber untergeordnete Rolle.

Ob daraus tatsächlich ein "Jahrhundertwinter" wird, hängt davon ab, ob sich die großräumige Blockadelage über dem Nordatlantik über mehrere Wochen hält. Derzeit ist diese Möglichkeit nicht ausgeschlossen.

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