Trockenheit

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Als Trockenheit wird ein Zustand bezeichnet, in dem über einen längeren Zeitraum hinweg deutlich weniger Niederschlag fällt als im klimatologischen Mittel üblich. Sie kann sowohl regional als auch überregional auftreten und unterschiedliche Ausprägungen annehmen. Trockenheit ist nicht mit dem Begriff der Dürre gleichzusetzen, auch wenn beide Begriffe im Alltag oft synonym verwendet werden. Während Dürre in der Regel spezifischere Auswirkungen auf Landwirtschaft, Wasserversorgung oder Ökosysteme beschreibt, stellt Trockenheit eine meteorologische oder klimatologische Beobachtung dar.

Unterschieden wird zwischen meteorologischer, landwirtschaftlicher, hydrologischer und sozioökonomischer Trockenheit. Meteorologische Trockenheit bezieht sich auf die Abweichung von üblichen Niederschlagsmengen, unabhängig von den Auswirkungen. Landwirtschaftliche Trockenheit liegt vor, wenn durch fehlende Bodenfeuchte das Pflanzenwachstum beeinträchtigt wird. Hydrologische Trockenheit betrifft sinkende Pegelstände in Flüssen, Seen und Grundwasserleitern. Sozioökonomische Trockenheit entsteht, wenn der Wassermangel wirtschaftliche oder gesellschaftliche Folgen hat.

Die Ursachen von Trockenheit können vielfältig sein. Häufig sind es stabile Hochdruckwetterlagen, die über Wochen oder Monate andauern. Auch großräumige Veränderungen in atmosphärischen Zirkulationsmustern, wie etwa der Nordatlantischen Oszillation (NAO), können Trockenphasen begünstigen. Der Klimawandel hat nachweislich Einfluss auf Häufigkeit und Intensität von Trockenperioden. Regionen, die ohnehin zu geringen Niederschlägen neigen, sind besonders anfällig.

Trockenheit kann vielfältige Auswirkungen haben. In der Landwirtschaft führt sie zu Ernteausfällen und Qualitätseinbußen. In der Forstwirtschaft erhöht sich die Waldbrandgefahr. Wasserversorger sehen sich bei anhaltender Trockenheit mit sinkenden Grundwasserständen konfrontiert. In Städten kann Trockenheit zur Überhitzung führen, da die natürliche Verdunstung durch fehlende Feuchtigkeit im Boden reduziert ist. Auch die Biodiversität leidet, wenn Feuchtgebiete austrocknen oder Gewässer versiegen.

Trockenheit in Deutschland

In Deutschland treten Trockenperioden seit Beginn des 21. Jahrhunderts vermehrt auf. Besonders auffällig waren die Jahre 2003, 2018, 2019 und 2022, in denen großflächige Niederschlagsdefizite und hohe Temperaturen zu ausgeprägter Trockenheit führten. Die Monate April bis September sind in Mitteleuropa klimatologisch entscheidend für die Wasserbilanz, insbesondere im Hinblick auf Landwirtschaft und Vegetation. In diesen Zeiträumen waren in den genannten Jahren erhebliche Abweichungen vom langjährigen Mittel zu beobachten.

Die Trockenheit betrifft nicht nur oberflächennahe Böden, sondern zunehmend auch tiefer liegende Bodenschichten. Dies hat direkte Folgen für den Wasserhaushalt von Pflanzen, insbesondere für tiefwurzelnde Arten wie Bäume. In mehreren Bundesländern kam es zu Waldschäden, insbesondere durch Borkenkäferbefall infolge geschwächter Bäume. Auch der Wasserstand großer Flüsse wie Rhein, Elbe oder Oder erreichte mehrfach historische Tiefstände, was nicht nur die Schifffahrt, sondern auch die Kühlwasserversorgung von Kraftwerken und Industrieanlagen beeinträchtigte.

Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) zeigt sich eine statistisch belegbare Zunahme der Trockenheit, insbesondere im Osten und Süden Deutschlands. Gleichzeitig ist eine Veränderung der Niederschlagsverteilung zu beobachten: Mehr Niederschlag fällt im Winter, weniger im Sommer. Dies erschwert die natürliche Auffüllung von Böden und Grundwasser zur vegetationsaktiven Zeit.

Auf politischer Ebene wurden Maßnahmen zur Anpassung an Trockenperioden eingeleitet. Dazu gehören Förderprogramme zur wassersparenden Landwirtschaft, der Ausbau von Speicheranlagen sowie die Förderung klimaresilienter Stadtplanung. Dennoch bleibt die Situation angespannt, insbesondere vor dem Hintergrund weiter steigender Durchschnittstemperaturen. Fachleute fordern langfristige Strategien zum Umgang mit Wasserknappheit und eine verbesserte Datenerhebung zur Bodenfeuchte und Grundwasserneubildung.