Die Geschichte des Okkultismus – von den Ursprüngen bis zur Moderne

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Was ist Okkultismus?

Okkultismus ist ein recht ausgedehnter Begriff, der als magisch geltende Rituale und Praktiken umfasst wie Telekinese, Chiromantie (Handlesen), Kristallomantie, Radiästhesie (Wünschelrute), siderisches Pendel, Tischrücken, Gegenstände mit übernatürlichen Kräften (z.B. Amulette), Parapsychologie, Levitation, Telepathie, Gläserrücken, Wahrsagerei (z.B. Tarot, Glaskugel, Channeling, Alchimie) und übrige Formen der außersinnlicher Wahrnehmung. Wegen seiner Nähe zu Satanismus ist der Begriff Okkultismus heutzutage negativ behaftet. Deswegen wird heute jede Beschäftigung mit transzendenten Dingen als Esoterik bezeichnet.

Die katholische Kirche stuft jede Beschäftigung mit dem Okkultismus als gefährlich ein. Primär dürfte es sich dabei um machtpolitische Interessen handeln, um die Monopolstellung der Institution Kirche zu wahren. Interessanterweise fiel der Christentum vor weniger als 2.000 Jahren in dieselbe Kategorie, die heute den Satanisten eingeräumt wird.

Wie Okkultismus entsteht

Okkultismus ist eine der ersten Anstrengungen des Menschen, seine Umwelt zu verstehen und zu erklären. Die Beschäftigungen mit dem Okkultismus[1], wozu komplexe gesellschaftliche Bräuche, der Totenkult und der Schamanismus gehörten, reicht wahrscheinlich in eine Zeit zurück, als der Geist des Menschen aus seinem animalischen Dämmerdasein zu erwachen begann, als der Mensch sich seiner Vergänglichkeit allmählich bewusst wurde. Der Mensch war Teil einer gefährlichen Welt, die unberechenbar und grausam war und jederzeit in Form von Hunger, gefährlichen Raubtieren, Naturkatastrophen und Krankheit zuschlagen konnte. Okkultismus war der erste Versuch einer denkenden Spezies, Ordnung in das Chaos zu bringen.

Wann es geschah, kann nicht eindeutig beantwortet werden, aber sicherlich gab es zur Zeit, als der Homo erectus begann, Feuer zu nutzen (nach den heutigen Erkenntnissen vor 320.000 - 400.000 Jahren) und seine Toten zu bestatten (das älteste bekannte Grab wird mit 350.000 Jahren datiert), bereits die rudimentären Formen einer Religion. Das Feuer, das immer Tod und Zerstörung brachte, war gebändigt und spendete Licht und Wärme, vertrieb wilde Tiere und machte später auch die Nahrung schmackhafter und länger haltbar. Es wurde zweifellos wie eine Gottheit verehrt. Und auch die Grabbeigaben hätten ohne den Glauben an ein Leben im Jenseits keinen Sinn.

Der Mensch beobachtete die Natur und lernte schnell, Zusammenhänge zu erkennen, auch wenn es oft keine Zusammenhänge gab. Aus A folgt B, post hoc, ergo proper hoc - "danach, also deswegen". Wenn eine Beschwörung oder ein Opfer das Wetter zu beeinflußen schienen, entwickelte sich schnell daraus die Überzeugung, dass gewisse Rituale in die Vorgänge der Natur eingreifen konnten. Dass sich das Wetter auch von selbst ändern konnte, wagte wahrscheinlich niemand auch nur ansatzweise in Betracht zu ziehen. "Die 'Überzeugungsmaschine'", wie der amerikanische Physiker Robert Park von der University of Maryland in seinem Buch 'Fauler Zauber' schreibt, "entwickelt Meinungen viel schneller, als sie sie ablegt. Wenn Menschen erst einmal daran glauben, dass ein Regentanz wirklich das Wetter beeinflußt, legen sie diese Überzeugung auch während langer Trockenperioden nicht ab. Viel eher glauben sie, beim Regengott in Ungnade gefallen zu sein, und opfern vielleicht einen Menschen, um ihn gnädig zu stimmen."[2][3]

Die Fähigkeit, Kausalketten zu bilden, bleibt aber nicht nur auf Menschen beschränkt. Auch eine Ratte lernt schnell, was sie tun muss, um ans Futter zu gelangen oder einem schmerzhaften Stromstoss zu entkommen, und behält dies lange im Gedächtnis. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass eine schnelle Auffassungsgabe, also die Fähigkeit, sich einer neuen Situation schnell anzupassen, die Überlebenschancen jeder Spezies steigert.

Mitte des 20. Jahrhunderts experimentierte der amerikanische Psychologe B.F. Skinner mit einem Apparat, das später nach ihm benannt wurde: der Skinner-Box. "Eine Skinner-Box ist ein einfaches, aber sehr vielseitiges Gerät, mit dem man in der Regel die Psychologie von Ratten und Tauben untersucht. Sie besteht aus einer Kiste, und an einer Wand dieser Kiste sind ein oder mehrere Schalter angebracht, die eine Taube (beispielsweise) durch Picken mit dem Schnabel bedienen kann. Außerdem enthält sie eine elektrisch betriebene Vorrichtung, die Futter (oder eine andere Belohnung) abgibt. Beide Teile sind so verbunden, dass sich die Betätigung des Schalters auf den Futtergeber auswirkt. Im einfachsten Fall erhält der Vogel jedes Mal eine Belohnung, wenn er auf den Schalter pickt. Tauben lernen sehr schnell, was zu tun ist. Das Gleiche schaffen auch Ratten und - in einer entsprechend größeren und stabileren gebauten Skinner-Box - Schweine."[4] 1948 hatte Skinner eine entscheidende Idee: Er baute die Box so um, dass die Futterausgabe vom Zufall gesteuert wurde, ganz gleich, was das Versuchstier - in diesem Fall Tauben - tat. Rational gesehen, brauchten die Tauben nichts anderes tun als da zu sitzen und passiv auf die Belohnung zu warten. Doch in sechs von acht Fällen handelten die Vögel irrational, entwickelten ein Verhalten, das Skinner als "abergläubisch" bezeichnete. "In den Einzelheiten sah das von einem Tier zum nächsten unterschiedlich aus. Ein Vogel drehte sich zwischen den 'Belohnungen' wie ein Kreisel im Gegenuhrzeigersinn zwei- oder dreimal um die eigene Achse. Ein anderer schob den Kopf mehrmals in eine bestimmte obere Ecke der Kiste. Ein Dritter zeigte ein 'Schleuderverhalten', als wolle er mit dem Kopf einen unsichtbaren Vorhang lüften. Zwei Vögel entwickelten unabhängig voneinander die Gewohnheit, Kopf und Körper wie ein Pendel von einer Seite zur anderen schwingen zu lassen."[5] Die Tauben entdeckten statistische Zusammenhänge und behielten das Verhalten noch stundenlang bei, auch wenn es keine Belohnung mehr erfolgte. Im Grunde genommen taten die Tauben das, was Menschen beim Regentanz tun: Das Gewünschte mit ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekommen. "Hätte der Vogel das Experiment gemacht, den Kopf nicht in die Ecke zu stecken, hätte er festgestellt, dass er die Belohnung ohnehin erhielt. Aber dazu hätte es eines besseren Statistikers bedurft: Er hätte skeptischer sein müssen als viele Menschen."[6]

Okkultismus zwischen Vorantike und Mittelalter

Die Wurzeln des Okkultismus sind sicherlich im vorantiken Animismus, auf dem die Babylonische und ägyptische Kulturen bauten, zu suchen. Der Glaube an die Beseeltheit der Natur, an Hexen und Dämonen, Orakel und Astrologie, Magie und Amulette, die die Menschen von damals als Orientierung in einer Welt der Willkür dienten, finden bis heute Verwendung in esoterischen Kreisen der breiten New-Age-Philosophie. Im Mittelalter wurde die Tradition der babylonisch-ägyptischer Mythologie, die sich in Europa mit dem germanischen und keltischen Mystizismus vermischte, im Verborgenen praktiziert (daher der Wortursprung: okkult [lat.] verborgen, geheim), wenngleich die katholische Kirche Magie und Zauberei, worunter oft auch die Naturheilkunde fiel, verteufelte und antike Bräuche und Riten als Heidentum abwertete. Die altertümlichen Beschwörungen, Dämonen- und Hexenglaube, Heilkunde u.ä. wurde unter dem Begriff Aberglaube geführt, als Teil der "religiösen Polemik" für den "falschen Glauben"[7], was man vielleicht treffender als Diktatur des Christentums bezeichnen sollte. Alles, was nur annährend von der Scholastik des Klerus abwich, wurde mit aller Härte des Gesetzes verfolgt. Doch trotz oft drakonischer Bestrafungen, die nicht selten mit dem Tod des Angeklagten endeten, gelang es der katholischen Kirche nicht, den Glauben an die heidnischen Geister auszumerzen. Dieser bleibt bis in die heutigen Tage in vielen Formen des Aberglaubens latent verborgen, sowie in Festen und Brauchtümern, die mittlerweile größtenteils christianisiert wurden. Vgl.[8]

Anmerkungen und Quellennachweise