Osmanisches Reich

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(auch Ottomanisches Reich)

Osmanisches Reich zur Zeit seiner größten Ausdehnung Ende des 16. Jahrhunderts.

Osmanisches Reich ist die Bezeichnung für das Reich der Dynastie der Osmanen, das von 1299 bis 1923 Bestand hatte. Das Osmanische Reich ging aus den Resten des Sultanats der Rum-Seldschuken hervor und war über Jahrhunderte dominierende islamische Macht in Kleinasien, im Nahen Osten, auf dem Balkan, in Nordafrika und auf der Krim. Die Hauptstadt des Osmanischen Reichs war seit 1453 Konstantinopel. Das Osmanische Reich wurde 1923 durch die Bildung des türkischen Nationalstaates durch Mustafa Kemal Atatürk abgelöst.

Der Namensgeber des Reichs war der Sultan Osman I. Gazi. Osman gelang es, im Zuge des Zerfalls des Seldschukenreiches, die führerlosen Stämme unter seine Obhut zu bringen und große Landstriche vom Byzantinischen Reich zu erobern. Militärisch waren die Osmanen sehr erfolgreich. Besonderen Dienst erwies dabei die Elitetruppe der Janitscharen, bestehend aus treu ergebenen Soldaten. Die Reihen der Janitscharen bildeten Männer, die im Kleinkindalter überwiegend christlichen Familien weggenommen und unter geistlicher Anleitung des sufitschen Bektaschi-Ordens zu religiös-fanatischen Kämpfern ausgebildet wurden. Den Osmanen gelang es, das schwache Byzantinische Reich weitgehend aus Kleinasien zu vertreiben und die Grenzen des Osmanischen Reichs schnell auszuweiten. Nach der Eroberung von Kleinasien setzten die Osmanen die Expansion auf dem europäischen Kontinent fort. Neben einigen europäischen Städten wie Gallipoli und Adrianopel eroberten Osmanen Makedonien und Bulgarien - europäische Regionen, die für die nächsten fünf Jahrhunderte unter osmanischer Herrschaft standen. Ihren Wohlstand konnten Osmanen lange Zeit durch die Kontrolle des Handels mit Indien ausweiten. Durch die europäische Expansion nach Übersee und die Entdeckung des Seewegs um Afrika verlor das Osmanische Reich sein Monopol auf den Indienhandel. Der wissenschaftliche Fortschritt zur Zeit der Blüte der islamischen Hochkultur kam an der Schwelle des 15./16. Jahrhunderts ebenfalls zum Erliegen, zu jener Zeit, als Wissenschaft und Kultur in Europa eine Renaissance erfuhren. So stellte der Sultan Bayezid II. den Buchdruck mit beweglichen Lettern unter Todesstrafe, während im christlichen Europa gerade durch das Druckverfahren Bücher für Privatmenschen erschwinglich wurden. Auch in anderen technischen und wissenschaftlichen Bereichen zeigten sich Sultane als innovationsarm. Die Folge dieser Entwicklung war Einbruch der Wirtschaft, einhergehend mit Arbeitslosigkeit, sinkendem Wohlstand und daraus folgenden Unruhen.

Trotz der immer noch starken Machtstellung in Kleinasien begann ab dem 17. Jahrhundert der langsame Zerfall des Großreichs. Im Russisch-Türkischen Krieg (1768–1774) verlor das Osmanische Reich die Krim an das russische Kaiserreich. Knapp Hundert Jahre später erlangte Bulgarien Unabhängigkeit. Als Verbündeter Deutschlands im ersten Weltkrieg wurde das Osmanische Reich von den Briten besetzt und de fakto zerschlagen. Im Zuge einer nationalen Widerstandsbewegung gegen das Besatzungsregime gelang es dem General Mustafa Kemal Pascha (Atatürk) die Gründung des modernen Türkischen Staats. Am 29. Oktober 1923 wurde offiziell die Republik Türkei ausgerufen.