Friedhof: Unterschied zwischen den Versionen
E.T. (Diskussion | Beiträge) |
E.T. (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
(4 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{4.0}} | {{4.0}} | ||
__NOTOC__ | __NOTOC__ | ||
Ein '''Friedhof''' (veraltet '''Gottesacker''') ist ein Ort, an dem Verstorbene unter Einhaltung kulturell und religiös festgelegten Riten bestattet werden. Die Erdbestattung gehört zu den häufigsten und verbreitetsten Formen der Bestattung. Ursprünglich grenzten Friedhöfe unmittelbar an [[Kirche]]n an. Daher auch die [[Etymologie|etymologische]] Bedeutung des Namens, da es sich dabei um einen eingefriedeten Bereich handelte. | Ein '''Friedhof''' (veraltet '''Gottesacker''') ist ein Ort, an dem Verstorbene unter Einhaltung kulturell und [[Religion|religiös]] festgelegten Riten bestattet werden. Die Erdbestattung gehört zu den häufigsten und verbreitetsten Formen der Bestattung. Ursprünglich grenzten Friedhöfe unmittelbar an [[Kirche]]n an. Daher auch die [[Etymologie|etymologische]] Bedeutung des Namens, da es sich dabei um einen eingefriedeten Bereich handelte. | ||
Die ältesten Friedhöfe entstanden wohl in der frühen [[Steinzeit]]. Man begrub die Toten oder legte den Körper mit Steinen aus, damit keine Aasfresser an die sterblichen Überreste herankamen. So entwickelte sich der Toten- und Bestattungskult. In der vorchristlichen Zeit haben die in Europa ansässigen [[Germanen]], [[Kelten]] und [[Slawen]] ihre Toten zumeist verbrannt. Deswegen galt die Feuerbestattung im [[Christentum]] als [[Heiden|heidnisch]]. | Die ältesten Friedhöfe entstanden wohl in der frühen [[Steinzeit]]. Man begrub die [[Tod|Toten]] oder legte den Körper mit Steinen aus, damit keine Aasfresser an die sterblichen Überreste herankamen. So entwickelte sich der Toten- und Bestattungskult. In der vorchristlichen Zeit haben die in Europa ansässigen [[Germanen]], [[Kelten]] und [[Slawen]] ihre Toten zumeist verbrannt. Deswegen galt die Feuerbestattung im [[Christentum]] als [[Heiden|heidnisch]], zumal man nach der christlichen Lehre die sterblichen Überreste braucht, um nach dem Jüngsten Gericht auferstehen zu können. | ||
Vorschriften zur Lage eines Friedhofs gab es bereits im [[Römisches Reich|römischen Reich]]. Die Stadt Rom verfügte über ein ausgedehntes Katakombensystem. Privilegierten Bürger ließen sich entlang von Ausfallstraßen begraben. Nach dem Übergang des [[Altertum]]s in das [[Frühmittelalter]] wurden Friedhöfe meist innerhalb der Stadtmauer an Kirchen angelegt. Im Christentum wurden außerhalb der Stadtmauern zumeist schwere Sünder wie Mörder, Vergewaltiger und Selbstmörder begraben. Erst im [[19. Jahrhundert]] setzte sich langsam der Trend durch, Friedhöfe am Stadt- bzw. am Dorfrand anzulegen. | Vorschriften zur Lage eines Friedhofs gab es bereits im [[Römisches Reich|römischen Reich]]. Die Stadt Rom verfügte über ein ausgedehntes Katakombensystem. Privilegierten Bürger ließen sich entlang von Ausfallstraßen begraben. Nach dem Übergang des [[Altertum]]s in das [[Frühmittelalter]] wurden Friedhöfe meist innerhalb der Stadtmauer an Kirchen angelegt. Im Christentum wurden außerhalb der Stadtmauern zumeist schwere Sünder wie Mörder, Vergewaltiger und Selbstmörder begraben. Erst im [[19. Jahrhundert]] setzte sich langsam der Trend durch, Friedhöfe am Stadt- bzw. am Dorfrand anzulegen. | ||
Zeile 23: | Zeile 23: | ||
=== Tschechien === | === Tschechien === | ||
==== Der Olšany-Friedhof in Prag ==== | ==== Der Olšany-Friedhof in [[Prag]] ==== | ||
<gallery> | <gallery> | ||
Zeile 56: | Zeile 56: | ||
Zugewachsenes Grab.jpg|Ein zugewachsenes, vernachlässigtes Grab | Zugewachsenes Grab.jpg|Ein zugewachsenes, vernachlässigtes Grab | ||
Grabstelle entfernt.jpg|Entfernte Grabstellen für neue Bestattungen | Grabstelle entfernt.jpg|Entfernte Grabstellen für neue Bestattungen | ||
Ausgrabung Knochen Friedhof.JPG|Freigelegter alter Friedhof bei Bauarbeiten. Umbettung der Knochen. | |||
</gallery> | </gallery> | ||
Zeile 66: | Zeile 67: | ||
=== Russland === | === Russland === | ||
==== Kleschtschinskoje kladbischtsche in [[Nowosibirsk]] ==== | |||
<gallery> | <gallery> | ||
Zeile 75: | Zeile 78: | ||
[[Kategorie:Kultstätte]] | [[Kategorie:Kultstätte]] | ||
[[Kategorie:Lesenswert]] | [[Kategorie:Lesenswert]] | ||
[[Kategorie:Galerie]] |
Aktuelle Version vom 2. Juli 2021, 16:14 Uhr
Ein Friedhof (veraltet Gottesacker) ist ein Ort, an dem Verstorbene unter Einhaltung kulturell und religiös festgelegten Riten bestattet werden. Die Erdbestattung gehört zu den häufigsten und verbreitetsten Formen der Bestattung. Ursprünglich grenzten Friedhöfe unmittelbar an Kirchen an. Daher auch die etymologische Bedeutung des Namens, da es sich dabei um einen eingefriedeten Bereich handelte.
Die ältesten Friedhöfe entstanden wohl in der frühen Steinzeit. Man begrub die Toten oder legte den Körper mit Steinen aus, damit keine Aasfresser an die sterblichen Überreste herankamen. So entwickelte sich der Toten- und Bestattungskult. In der vorchristlichen Zeit haben die in Europa ansässigen Germanen, Kelten und Slawen ihre Toten zumeist verbrannt. Deswegen galt die Feuerbestattung im Christentum als heidnisch, zumal man nach der christlichen Lehre die sterblichen Überreste braucht, um nach dem Jüngsten Gericht auferstehen zu können.
Vorschriften zur Lage eines Friedhofs gab es bereits im römischen Reich. Die Stadt Rom verfügte über ein ausgedehntes Katakombensystem. Privilegierten Bürger ließen sich entlang von Ausfallstraßen begraben. Nach dem Übergang des Altertums in das Frühmittelalter wurden Friedhöfe meist innerhalb der Stadtmauer an Kirchen angelegt. Im Christentum wurden außerhalb der Stadtmauern zumeist schwere Sünder wie Mörder, Vergewaltiger und Selbstmörder begraben. Erst im 19. Jahrhundert setzte sich langsam der Trend durch, Friedhöfe am Stadt- bzw. am Dorfrand anzulegen.
Friedhöfe dienen zur Erhaltung der Erinnerung an vergangene Zeiten und vergangene Menschen. Historische Friedhöfe mit einem Ensemble aus liebenvoll gestalteten Grabsteinen, Mausoleen und Parkanlagen unterliegen oft Denkmalschutz und bilden eine kulturhistorische Sehenswürdigkeit. In jedem Land existieren berühmte sehenswerte Friedhöfe mit interessanten architektonischen Elementen und Gräbern von prominenten Persönlichkeiten.
Liegezeit
Die Liegezeit oder Ruhezeit auf einem Friedhof ist gesetzlich geregelt. Je nach Gemeinde und Bodenbeschaffenheit schwankt sie regional unterschiedlich. Ziel der Bestattung in der heutigen Zeit ist nach einer kompletten Verwesung der Weichteile und den meisten Knochen, Platz für andere Verstorbene zu lassen, sofern die Pachtgebühren nicht erneut entrichtet wurden. Die gesetzliche Ruhezeit beträgt bei Erwachsenen 20 bis 30 Jahre, bei Kindern 10 bis 20 Jahre. Die sterblichen Überreste, meist Oberschenkelknochen und Schädel, werden an einen anonymen Ort umgebettet. Ausgenommen sind jene Grabstellen, die einen Denkmalschutz genießen.
Kuriosa
Die in der heutigen Türkei liegende Siedlung aus der Jungsteinzeit Çatalhöyük weisen mehre Grabstätten auf, die sich innerhalb der Häuser befinden. Die Toten wurden über Generationen hinweg im Haus, in dem sie lebten, bestattet. Manche Häuser enthielten Dutzende Gräber.
Galerie
Bilder von Friedhöfen in verschiedenen Kulturen.
Tschechien
Der Olšany-Friedhof in Prag
Deutschland
-
Zirkow, Rügen
-
Zirkow, Rügen
-
Kloster Loccum
-
Moosbewachsene Grabsteinplatte
-
Alter Kirchfriedhof in Bad Bentheim
-
Norderney
-
Tierfriedhof auf Norderney
-
Ein zugewachsenes, vernachlässigtes Grab
-
Entfernte Grabstellen für neue Bestattungen
-
Freigelegter alter Friedhof bei Bauarbeiten. Umbettung der Knochen.
Italien
-
Italienisches Kolumbarium
-
Friedhof im kroatischen Buje (ehemals Italien)